Miesbach

Hausham erweckt Brautradition: Neue Biervielfalt von Silbernagl

In Hausham kehren die Brüder Manfred und Florian Silbernagl nach 13 Jahren mit der Herstellung von eigenem Bier, einem Hellen und einem alkoholfreien Bier, zurück und feiern die Premiere beim Tag der offenen Tür der Feuerwehr am 8. September 2024, um die traditionsreiche Braukultur der Gemeinde wieder aufleben zu lassen.

In der Gemeinde Hausham, im Landkreis Miesbach, wird die Brautradition wiederbelebt, nachdem eine lange Durststrecke seit der Schließung des „Haushamer Brauhauses“ vergangen ist. Die Brüder Manfred und Florian Silbernagl kündigen an, im Herbst dieses Jahres zwei neue Biersorten auf den Markt zu bringen: ein Helles und ein alkoholfreies Bier. Diese Produkte sind nicht nur ein Zeichen für die Rückkehr lokaler Braukunst, sondern sollen auch eng mit der Geschichte der Region verknüpft sein.

Es ist nun über ein Jahrzehnt her, seit das letzte Bier in Hausham gebraut wurde. Das ursprüngliche Brauhaus musste 13 Jahre zuvor ins Insolvenzverfahren gehen und hatte zum Zeitpunkt seiner Schließung eine beeindruckende Geschichte von 76 Jahren. Im Schatten dieser Schließung übernahmen die Silbernagls vor einigen Jahren die technische Brauerei in München-Perlach. Auch nach der Abgabe dieser Brauerei vor fünf Jahren blieb Hausham jedoch als Standort für das Brauen von Bier in der Erinnerung seiner Einwohner. Nun haben die Silbernagls einen neuen Anlauf gestartet und bringen unter dem Namen „Steiger Hell“ und „Steiger alkoholfrei“ zwei Produkte heraus, die direkt an die Bergbauvergangenheit der Region anknüpfen.

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Tradition und Innovation vereint

„Wir wollen unsere Tradition wieder aufleben lassen“, erklärt Manfred Silbernagl, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Bruder Florian und seiner Frau Ina in vierter Generation führt. Die Geschichte des Unternehmens reicht bis ins Jahr 1899 zurück, als es als Brennerei sowie als Limonaden- und Mineralwasserfabrik gegründet wurde. Die Silbernagls beabsichtigen, nicht nur das Bierbrauen zurückzubringen, sondern auch ihre Kräuter und Liköre zu verfeinern. Da sie bereits vor drei Jahren Whisky hergestellt haben, befindet sich das Unternehmen in einer spannenden Phase des Wandels.

Das Helle Bier wird in traditionellem Handwerk in Hausham gebraut und hat bereits eine wöchentliche Produktionskapazität von 1000 Litern. Die Abfüllung und Filtration erfolgen in Zusammenarbeit mit der Hell Bräu in Altötting. Die erste Charge des Hellen, die eine Stammwürze von 11 Prozent aufweist und 4,9 Prozent Alkohol enthält, lagert bereits in ihren Räumlichkeiten. Es gibt allerdings einen kleinen Stolperstein: Die Etiketten hatten einen Fehler, weshalb sie neu gedruckt werden müssen.

Feierliche Premieren und Produktvielfalt

Ein aufregendes Ereignis steht bevor: Das Helle Bier wird offiziell beim Tag der offenen Tür der Feuerwehr Hausham am 8. September vorgestellt. Dieses Datum fällt zufällig in das 125-jährige Bestehen des Unternehmens. Manfred Silbernagl betont, dass sie nicht versuchen, das Rad neu zu erfinden, sondern auf bewährte Traditionen setzen. Ihre Pläne umfassen saisonale Biere, wie einen Weißbierbock in der Adventszeit und eventuell ein Stark- und Festbier im nächsten Jahr, was zur Belebung des lokalen Biermarkts beitragen soll.

Die Entwicklung in Hausham ist Teil eines breiteren Trends im Landkreis Miesbach, wo die Vielfalt an regionalen Biersorten stetig zunimmt. Trotz eines allgemeinen Rückgangs des Bierkonsums in Deutschland, der zuletzt bei etwa 88 Litern pro Person und Jahr lag, zeigen viele Biergenießer ein wachsendes Interesse an lokalen Erzeugnissen. Neben etablierten Marken wie Tegernseer und Holzkirchner Oberbräu drängen immer mehr neue Anbieter, wie das Mariensteiner Brauhaus und Sappl Bräu, auf den Markt. Mit der Rückkehr des Bieres aus Hausham wird also eine weitere Lücke geschlossen.

Ein neuer Hoffnungsschimmer für Hausham

Die Rückkehr des Bieres ist nicht nur ein wirtschaftliches Unterfangen, sondern auch ein Hoffnungsschimmer für die Gemeinde. Der Anspruch, handwerklich gebraute Biere anzubieten, könnte für die Einwohner und die Region insgesamt von Bedeutung sein. Mit diesem Schritt nähern sich die Silbernagls dem Herzen ihrer Gemeinde und bieten gleichzeitig eine spannende Perspektive für die künftige Brautradition im Landkreis Miesbach.

Die Wurzeln der Braukunst in Bayern reichen weit zurück und sind tief in der regionalen Kultur und Tradition verwurzelt. In der Region Miesbach, besonders in Hausham, hat das Bierbrauen nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale Relevanz. Viele traditionelle Brauereien haben in der Vergangenheit eine wichtige Rolle im Gemeinschaftsleben gespielt und sind oft eng mit lokalen Festen und Veranstaltungen verbunden. Die Rückkehr von Brauaktivitäten in Hausham ist demnach nicht nur ein geschäftlicher, sondern auch ein kultureller Gewinn für die Gemeinde.

Die Entwicklung der Braukultur in Bayern

Der Freistaat Bayern ist bekannt für seine ausgeprägte Bierkultur, die durch das Reinheitsgebot von 1516 gesetzlich geregelt wurde. Dieses Gesetz schreibt vor, dass deutsches Bier nur aus Wasser, Gerste und Hopfen gebraut werden darf, was zur hohen Qualität der Produkte beiträgt. In den letzten Jahren hat jedoch eine gewisse Wende stattgefunden: Kleinere, unabhängige Brauereien erleben einen Aufschwung, während große, traditionelle Marken Marktanteile verlieren. In diesem Kontext gewinnt die Eröffnung der neuen Brauerei der Familie Silbernagl in Hausham an Bedeutung. Ein Beispiel aus der Vergangenheit ist die Gründung der Augustiner Bräu, die im 14. Jahrhundert begann und heute eine der ältesten noch existierenden Brauereien in Deutschland ist.

Aktuelle Trends im Bierkonsum

Ein Blick auf aktuelle Statistiken zeigt, dass der Bierkonsum in Deutschland seit den 1980er Jahren kontinuierlich zurückgeht. Laut dem Deutschen Brauerbund lag der Pro-Kopf-Konsum 2023 nur noch bei 88 Litern, verglichen mit über 145 Litern im Jahr 1980. Dieser Rückgang wird häufig auf veränderte Konsumgewohnheiten, den Anstieg von alkoholfreien Getränken sowie dem wachsenden Interesse an Craft-Bieren zurückgeführt. Während der Bierkonsum sinkt, wächst gleichzeitig die Nachfrage nach regionalen Produkten. Bahnbrechende Trends zeigen, dass Verbraucher zunehmend bereit sind, lokal produzierte Biere zu kaufen, was die Wiederbelebung der Haushamer Brautradition besonders zeitgemäß macht.

Die Rolle von Mikrobrauereien

Mikro- und Familienbetriebe haben eine wachsende Wichtigkeit in der Bierlandschaft Deutschlands. Diese kleinen Brauereien zeichnen sich oft durch hohe Qualität und kreative Rezepturen aus. Die Silbernagls bieten mit ihrem geplanten Sortiment genau das: handwerklich gebrautes Helles und alkoholfreies Bier, das aus regionalen Zutaten hergestellt wird. Dies spiegelt den aktuellen Trend wider, bei dem Konsumenten zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit und lokale Produktion legen. Die Rückkehr der Brautradition in Hausham könnte somit auch ein Impuls für andere kleine Brauereien im Landkreis Miesbach sein, sich stärker mit ihrer regionalen Identität zu identifizieren und ihre Produkte hervorzuheben.

Lebt in Thüringen und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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