Uhrzeit | 04:59 |
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Ort | Schliersee, Hausham, Holzkirchen |
In der Welt der Apotheken braut sich ein Sturm zusammen! Die Werbeoffensive der Shop Apotheke, angeführt von TV-Star Günther Jauch, sorgt für Aufregung und könnte die deutsche Apothekenlandschaft auf den Kopf stellen. Die Apothekerin Birgitta Seemüller, die mehrere Filialen im Landkreis betreibt, äußert sich besorgt über die Auswirkungen dieser Kampagne. „Wir haben ein Gesundheitssystem, um das uns die Welt beneidet, und wir machen es systematisch kaputt“, warnt sie eindringlich, während sie die Bedeutung der lokalen Apotheken betont. Laut Merkur geht es nicht nur um Medikamente, sondern um die gesamte Struktur des Gesundheitswesens.
Die Apothekerin hebt hervor, dass die Apotheken vor Ort weit mehr sind als nur Verkaufsstellen. „Wir sind Versorger und Ansprechpartner“, erklärt Seemüller und verweist auf die individuelle Beratung, die Patienten in einer Apotheke erhalten. Diese persönliche Note geht verloren, wenn der Markt zunehmend von Online-Versandapotheken dominiert wird. „Es geht um Anteile an einem riesigen Markt und darum, das Gesundheitssystem für Investoren freizuschaufeln“, sagt sie und stellt die Frage, ob die Patienten bereit sind, auf das bewährte System zu verzichten.
Der Kampf um das E-Rezept
Die Einführung des E-Rezepts hat die Situation weiter verschärft. Redcare Pharmacy, das Unternehmen hinter der Shop Apotheke, kämpft derzeit mit enormen finanziellen Verlusten. Laut dem Branchenportal Apotheke adhoc ist das Unternehmen nach neun Monaten im Jahr 2024 mit einem Fehlbetrag von 20,1 Millionen Euro konfrontiert. Trotz dieser Verluste investiert Redcare weiterhin massiv in Marketing, um die Kunden für das elektronische Rezept zu gewinnen. CEO Olaf Heinrich berichtet von einem Wachstum von 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, was die Bedeutung des E-Rezepts für die Zukunft des Unternehmens unterstreicht.
Doch während die Online-Anbieter ihre Marketingstrategien ausbauen, bleibt die Frage, wie sich dies auf die stationären Apotheken auswirkt. Seemüller betont, dass die Apotheken vor Ort nicht nur Medikamente abgeben, sondern auch eine wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung spielen. „Wir kümmern uns um die Patienten, stellen Arzneien selbst her und liefern auch ins Haus“, erklärt sie und hebt hervor, dass diese Dienstleistungen in der digitalen Welt oft nicht gewürdigt werden.
Apothekensterben und fehlende Honoraranpassungen
Ein weiteres drängendes Problem ist das Apothekensterben, das seit Jahren beklagt wird. „Immer wieder müssen Apotheken schließen, weil sich der Betrieb nicht mehr rechnet“, sagt Seemüller. Die fehlenden Honoraranpassungen im Gesundheitssystem tragen zur Schieflage bei. Der Zwangsabschlag, den Apotheken an das Gesundheitssystem zahlen müssen, wurde 2022 erhöht, was die wirtschaftliche Lage der Apotheken weiter verschärft. „Wir wollen und müssen unsere Mitarbeiter ordentlich bezahlen, aber dieses Geld muss man auch einnehmen können“, so Seemüller.
Die Werbung der Online-Anbieter suggeriert, dass sie schneller und bequemer liefern können. Seemüller widerspricht: „Niemand ist schneller als die Apotheken vor Ort.“ Sie betont, dass die Apotheken bereits lange Hauslieferungen anbieten und auch die Bestellung per App möglich ist. Dennoch bleibt die Herausforderung, die Kundenbindung zu stärken und mit den großen Anbietern Schritt zu halten. „DocMorris kann Rabatte gewähren, die ich nicht geben darf“, erklärt sie und macht deutlich, dass die Konkurrenzsituation für lokale Apotheken zunehmend schwierig wird.
Die Zukunft der Apotheken steht auf der Kippe. Während die großen Online-Anbieter wie Redcare Pharmacy und DocMorris um Marktanteile kämpfen, müssen die lokalen Apotheker um ihre Existenz bangen. Die Frage bleibt: Wird das Gesundheitssystem, das sich bewährt hat, den Herausforderungen der digitalen Welt standhalten können? Die Antwort darauf könnte weitreichende Konsequenzen für die Gesundheitsversorgung in Deutschland haben, wie auch Apotheke adhoc berichtet. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, und die Apotheken vor Ort müssen sich neu erfinden, um im digitalen Zeitalter relevant zu bleiben.