Lindau (Bodensee)

Von Henkern und Wasenmeistern: Die ungewöhnliche Geschichte des Lindauer Tiergartens

Derzeit lassen die Lindauer Wohnungsgesellschaft GWG sowie die Stiftung Liebenau aus Meckenbeuren am Ostende des Lindau-Reutiner Buttlerhügels an der Blaukreuzstraße insgesamt 46 neue Wohnungen errichten. Wenigen ist bekannt, dass sich unmittelbar dort zu Zeiten Lindaus als Reichsstadt der städtische „Tiergarten“ befand. Allerdings war Lindaus Tiergarten, oder auch „Schindanger“ am Buttlerhügel, kein wildreiches Jagdrevier oder ein Park im Stile englischer Parks, sondern der städtische Tierfriedhof.

Lindau hatte als Reichsstadt das Recht, Gerichtsurteile über Leben und Tod zu fällen und diese Todesurteile durch einen städtischen Scharfrichter, Henker oder „Executor“ vollstrecken zu lassen. Der Scharfrichter hatte nicht nur Todesurteile zu vollstrecken, sondern musste sich auch als „Wasenmeister“ und „Abdecker“ um die Kadaver toter Tiere kümmern. Der erste namentlich bekannte Lindauer Henker und Wasenmeister war Ottmar Deubler, und viele Jahre hindurch hießen Lindaus Scharfrichter einfach „Meister Johannes“.

Die letzten beiden städtischen Scharfrichter in Lindau entstammten der St. Gallener Scharrichterfamilie Näher. Das Wohnhaus des Scharfrichters befand sich neben dem „Tiergarten“ am Buttlerhügel. Der Henker galt als „unehrlicher Mann“ und konnte keine Mitgliedschaft in den Handwerkerzünften erlangen. Nach dem Verlust Lindaus als Reichsstadt und dem Übergang an Bayern im Dezember 1805 wurden öffentliche Einrichtungen, darunter auch der Galgen und der „Rabenstein“, verkauft.

Im Jahr 1814 kaufte Margret Näher, Tochter des ehemaligen Scharfrichters Abraham Näher, den ehemaligen „Tiergarten“ mit dem Wohnhaus des Scharfrichters und anderen Gebäuden. Abraham Näher verstarb im Mai 1815 nach 61 Jahren als Lindauer Henker und „Wasenmeister“. Das königliche Landgericht musste daraufhin einen neuen Platz für einen „Schindanger“ suchen.

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Mit einem Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist der freie Redakteur und Journalist Konrad l. Schneider ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft.
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