In ihrem Podcast „Popcorn und Panenka“ äußert die 23-jährige DFB-Kickerin Lena Oberdorf ihre Sorgen über die problematischen Aspekte, denen Frauen im Fußball ausgesetzt sind. Oberdorf, die aktuell für den FC Bayern spielt, bringt ein brisantes Thema zur Sprache: Spanner im Stadion, die während der Spiele Frauen mit Handys filmen. Ein prägnantes Beispiel führt sie von einem Vorfall in Wolfsburg an, wo sie erlebte, wie ein Mann sie beim Dehnen mit seinem Handy filmte. Oberdorf gibt zu, dass dies dazu führt, dass Frauen weniger lange am Boden liegen bleiben, aus Angst vor voyeuristischen Blicken und dem Gefühl, beobachtet zu werden.
Oberdorf befindet sich momentan in der Rehabilitationsphase nach einem Kreuzbandriss und bereitet sich auf ihr Comeback vor. Sie berichtet, dass Körperkontakt nur selten zu Boden führt, da sich die Spielerinnen unwohl fühlten, wenn sie von Zuschauern gefilmt werden. Ihre Mitmoderatorin Rena Schwabl, 30, fragte sie in einer Episode, warum Frauenfußballerinnen nach Fouls oft schneller wieder aufstehen als ihre männlichen Kollegen. Oberdorf erklärte, dass diese Dynamik eng mit den genannten Übergriffen zusammenhängt.
Die Schattenseite der sozialen Medien
Ein zusätzliches Problem sieht Oberdorf in der digitalen Welt. Auf Plattformen wie TikTok stoße sie häufig auf bearbeitete Videos von sich, die oft mit anstößiger Musik unterlegt werden. Besonders besorgt ist sie über ein KI-Video, das sie fälschlicherweise zeigt, wie sie ihre ehemalige Teamkollegin Jule Brand küsst. Diese bei den Fans angeheizte Manipulation von Inhalten stelle ein ernsthaftes Problem dar, das nicht nur ihre Privatsphäre, sondern auch das Image des Frauenfußballs verletze.
Die deutsche Nationalmannschaft, zu der Oberdorf gehört, steht vor einer wichtigen Herausforderung. Im Sommer wird die EM in der Schweiz stattfinden, wo die Spielerinnen unter den Augen der Öffentlichkeit stehen und Erwartungen erfüllen sollten. Oberdorf betont, dass trotz ihrer persönlichen Probleme und der Kritik an der Art und Weise, wie Frauen im Fußball behandelt werden, das Vertrauen in den Sport weiter besteht.
Ein Boom für den Frauenfußball
Der Frauenfußball hat derzeit einen spürbaren Boom, der bis zur Weltmeisterschaft 2023 anhält. Laut Wirtschaftsdienst haben die Zuschauerzahlen in der Frauen-Bundesliga während der Saison 2022/2023 den langjährigen Durchschnitt übertroffen. Zudem wurden alle Bundesligaspiele live übertragen, was dem Interesse an dem Sport zusätzlichen Auftrieb verleiht. Der neue Medienvertrag, der von 2023 bis 2027 gilt, erhöht die finanziellen Zuwendungen auf 5,17 Millionen Euro pro Saison.
Die Geschichte des Frauenfußballs reicht bis ins späte 19. Jahrhundert zurück, und nachdem lange Jahre Stillstand herrschte, investierten seit den 2010er Jahren große Männerfußballvereine in Frauenmannschaften. Dennoch ist der Frauenfußball noch nicht auf eigenen Füßen. Es gibt zwar steigende Einnahmen aus Ticketverkäufen und Werbung, die Mehrheit der Spielerinnen bleibt jedoch Amateure und hat neben dem Sport andere berufliche Verpflichtungen.
Insgesamt bleibt der Frauenfußball ein spannendes und herausforderndes Thema, vor allem in Hinblick auf die gesellschaftliche Wahrnehmung, die Begleiterscheinungen von Medien und die fortdauernden Forderungen nach mehr Gleichheit im Sport.