Die kürzlich beschlossene Krankenhausreform im Bundestag sorgt für Aufregung und Kontroversen unter den medizinischen Fachkräften. Insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern äußern Verantwortliche und Experten Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung.
Prof. Dr. Alexander Riad, der Ärztliche Direktor des DRK-Krankenhauses Teterow, zeigt sich irritiert über die vorgelegten Reformvorschläge. Er kritisiert, dass die möglichen Konsequenzen nicht ausreichend analysiert wurden, bevor das Gesetz in Kraft trat. Die neue Reform schafft Leistungsgruppen, die an spezifische Qualitätskriterien gebunden sind. Krankenhäuser werden mit einer Vorhaltepauschale unterstützt, um deren Existenz zu sichern und die Kriterien erfüllen zu können. Riad bemängelt jedoch, dass regionale Besonderheiten nicht berücksichtigt wurden, was die Patientenversorgung potenziell beeinträchtigen könnte.
Anke Brauns, Sprecherin des Neubrandenburger Dietrich-Bonhoeffer-Klinikums, führt die Diskussion weiter und sieht in der Kleinteiligkeit der neuen Leistungsgruppen ein Risiko, insbesondere für kleinere Häuser und die wohnortnahe Versorgung in ländlichen Regionen. Sie weist darauf hin, dass die neuen Personalvorgaben mehr Ärzte erfordern, als zur Versorgung notwendig sind – eine Herausforderung, die angesichts des bestehenden Fachkräftemangels nicht zu unterschätzen ist.
Reformziel und Herausforderungen
Die Krankenhausreform verfolgt das Ziel, den ökonomischen Druck auf die Krankenhäuser zu reduzieren, indem sie die bisherigen Fallpauschalen abschafft und durch Vorhaltepauschalen ersetzt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bezeichnet die Reform als notwendig für die Zukunftssicherung der Krankenhauslandschaft und betont, dass die Qualität der Versorgung an oberster Stelle stehen solle. Zusätzlich soll es eine Stärkung der medizinischen Versorgung in ländlichen und strukturschwachen Gebieten geben, wozu auch die Einrichtung von „Sicherstellungshäusern“ und „Level 1i-Krankenhäusern“ geplant ist.
Die Reform bringt jedoch auch zahlreiche Widerstände mit sich, insbesondere aus Bayern. Gesundheitsministerin Judith Gerlach plant, den Vermittlungsausschuss anzurufen, da sie fürchtet, dass kleinere Krankenhäuser in ländlichen Regionen benachteiligt werden. Auch andere Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen äußern Vorbehalte gegen die Reform. Verbände wie der DEKV und der Virchowbund fordern Nachbesserungen, da unklare Finanzierungsfragen während der Übergangsphase bestehen.
Besonderheiten der ländlichen Gesundheitsversorgung
Die gesundheitliche und pflegerische Versorgung in ländlichen Regionen ist ein wichtiges Thema, das oft im Schatten städtischer Angebote steht. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung ist die medizinische Versorgung in ländlichen Gebieten deutlich schlechter ausgeprägt, was zu längeren Anfahrtswegen für Patienten führt. Dies ist insbesondere für ältere Menschen problematisch, die eine höhere Krankheitslast tragen und auf wohnortnahe Versorgung angewiesen sind.
Innovative Versorgungsmodelle sind dringend notwendig, um eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung in diesen Regionen zu gewährleisten. Dazu gehören Kooperationen zwischen Haus- und Fachärzten, telemedizinische Angebote und eine digitale Vernetzung der Leistungserbringer. In Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise leben 10.500 Kinder und Jugendliche mehr als 20 Kilometer vom nächsten Kinderarzt entfernt, was den Zugang zu medizinischen Leistungen verschärft.
Die Warnow-Klinik in Bützow plant, die gesetzten Reformziele aktiv zu unterstützen, indem sie verstärkt ambulante Leistungen anbietet und sich auf die Geriatrie konzentriert. Dr. Marco Krüger, geschäftsführender Gesellschafter der Klinik, sieht die Möglichkeit, nach Operationen eine engere Kooperation mit der Universitätsklinik Rostock zu etablieren, um die Patientenversorgung zu verbessern.
Die Herausforderungen der Reform sind vielschichtig. Während einige Kliniken wie das Güstrower KMG Klinikum von einer Stabilisierung ihrer Fachbereiche ausgehen, bleibt abzuwarten, wie die Reform auf die Bedürfnisse der Bevölkerung in ländlichen Regionen reagiert und welche konkreten Verbesserungen in der Patientenversorgung herbeigeführt werden können. Die Zeit wird zeigen, ob der geforderte Wandel tatsächlich zu einer Stärkung der Gesundheitsversorgung führt.
Nordkurier berichtet, dass …
Arzt Wirtschaft erklärt, dass …
Bundeszentrale für politische Bildung führt aus, dass …