Das traditionsreiche Fachgeschäft „Barrique“ am Zwickauer Hauptmarkt wird in wenigen Tagen schließen. Der Inhaber Jörg Heimbold, der das Geschäft seit vielen Jahren führte, ist im November verstorben. Er wurde 64 Jahre alt. „Barrique“ war bekannt für seine hervorragende Beratung, die von vielen Kunden geschätzt wurde. Claudia Saupe, die Tochter des Verstorbenen, bestätigte den Tod ihres Vaters und die bevorstehende Schließung des Geschäfts, das keinen Nachfolger hat. Das Ende des Ladens ist nicht nur ein Verlust für die Familie Heimbold, sondern auch für die Weinliebhaber der Region, die auf die individuelle Beratung und Auswahl angewiesen waren.

Der Rückgang des stationären Weinhandels ist jedoch nicht nur ein individuelles Schicksal. Die Branche kämpft seit Jahren gegen den wachsenden Druck von Online-Händlern sowie Supermärkten und Discountern. Laut dem Magazin Wein berichtet, dass der stationäre Weinfachhandel zunehmend Marktanteile verliert. 66 % der deutschen Weinfreunde kaufen ihren Wein mittlerweile in Discountern (39 %) oder im Lebensmitteleinzelhandel (27 %). Der klassische Weinfachhandel hatte 2020 nur noch einen Marktanteil von 5 %. Ein Trend, der sich mit der Zunahme des Online-Handels, insbesondere während der Corona-Pandemie, noch verstärkt hat.

Verändertes Kaufverhalten und Marktanteile

Das Kaufverhalten hat sich in den letzten zehn Jahren stark verändert. Der Online-Handel mit Wein nahm 2023 zu und verzeichnete einen Marktanteil von 13 %, was einen Gewinn von zwei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr darstellt. Immer weniger Kunden entscheiden sich, Wein direkt beim Winzer ab Hof zu kaufen. Nur noch 12 % der Weine stammen aus diesem Vertriebskanal, während dieser Wert vor 20 Jahren deutlich höher war. Die Ausgaben der Verbraucher für Wein und Sekt sind gesunken, was nicht zuletzt auf die sinkende Attraktivität von Wein bei jüngeren Konsumenten zwischen 18 und 34 Jahren zurückzuführen ist.

Ein großer Teil der Deutschen, insbesondere einkommensschwache Haushalte, verzichtet immer häufiger auf Wein. Im Gegensatz dazu haben finanzstärkere Haushalte kaum Einschränkungen bei ihren Wein-Käufen. Die sinkenden Marktanteile von Lebensmitteleinzelhändlern weisen darauf hin, dass sie im Jahr 2023 64 % aller Weine verkauft haben, was einen Rückgang darstellt. Discounter und Supermärkte verloren jeweils einen Prozentpunkt, wobei Discounter einen Anteil von 37 % und Supermärkte 27 % ausmachen.

Die Zukunft des Weinhandels

Um im Wettbewerb bestehen zu können, müssen Fachhändler ihre Stärken nutzen. Der Online-Handel hat zwar zugenommen, doch der persönliche Kontakt und die Möglichkeit zur Verkostung bleiben Vorteile des stationären Handels. Fachhandlungen müssen sich spezialisieren und einzigartige Erlebnisse bieten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies ist besonders im Hinblick auf die steigende Beliebtheit von alkoholfreien Weinen von Bedeutung, deren Marktanteil in den letzten Jahren stetig gewachsen ist.

Die Weingeschichte und die Herausforderungen des Marktes sind präsent, und das Schicksal von „Barrique“ spiegelt diese Veränderungen wider. Die Schließung des Geschäfts wird nicht nur von den Kunden, sondern auch von der Weinbranche insgesamt als ein weiteres Zeichen des Wandels wahrgenommen, der sowohl Risiken als auch Chancen bietet.

Die Entwicklungen zeigen, dass der zukünftige Weinhandel verstärkt online stattfinden wird. Händler, die sich anpassen und innovative Konzepte entwickeln, könnten erfolgreich sein. Weitere Informationen zu den Trends und Herausforderungen im Weinmarkt finden Sie in den Berichten auf magazin.wein.plus und deutscheweine.de.