Der Heimatforscher Egon Wachtendorf aus Hurrel widmet sich der Aufarbeitung der Biografien verstorbener Menschen aus der Region. Sein Ziel ist es, die Erinnerungen an diese Persönlichkeiten für die Nachwelt festzuhalten. So hat Wachtendorf bereits 40 der 41 Namen erforscht, die auf dem Ehrenmal in Hurrel stehen und die in den Weltkriegen gefallen sind. Ein Name, der ihn dabei besonders beschäftigt, ist Gustav Drieling, dessen Geschichte sich als herausfordernd gestaltet. Drieling wurde am 15. Dezember 1921 geboren und starb am 17. Dezember 1941 unter tragischen Umständen während des Zweiten Weltkriegs.
Wachtendorf fand keine Informationen über Gustav Drieling und vermutet, dass ein Fehler in der Namensliste vorliegen könnte. Durch eine zufällige Entdeckung im Jahr 2024 konnte er jedoch die Verbindung zwischen Drieling und dem ehemaligen Huder Ratsherrn Werner Haverkamp herstellen. Drielings Mutter, Martha Drieling, war die Schwester von Bertha Mathilde Osterloh, der Großmutter Haverkamps. Dies wirft die Frage auf, warum Drieling auf dem Gedenkstein in Hurrel verzeichnet ist, obwohl er in Altmoorhausen aufwuchs und dort sein Leben verbrachte.
Das Schicksal von Gustav Drieling
Am 15. Dezember 1941 feierte Gustav Drieling seinen 20. Geburtstag auf der Krim, während er sich an der Front befand. Nur zwei Tage später erlag er im Feldlazarett seinen Verletzungen, die er im Kampf um Sewastopol erlitten hatte. Dabei wurde er laut amtlicher Notiz rund 20 Kilometer östlich von Sewastopol begraben. Wachtendorf geht davon aus, dass Drieling möglicherweise auf der Kriegsgräberstätte Gontscharnoje seine letzte Ruhestätte fand.
Egon Wachtendorf hat Drielings Biografie auf seiner gedächtnisseiten.de veröffentlicht. Diese Biografie ist die 564. auf der von ihm geführten Seite. Jedes Jahr wird zum Volkstrauertag eine Seite mit den Biografien der Kriegsopfer online gestellt. Er sucht derzeit weiterhin nach Hinweisen und Fotos zu weiteren fehlenden Biografien und Namen aus seiner Region.
Gustav Drieling: Ein Blick in die Vergangenheit
Gustav Drieling wuchs als erstes Kind von Johann und Martha Drieling in Altmoorhausen auf. Er hatte zwei Geschwister, Erna Peters und Anni Jugelt, sowie zwei ältere Halbschwestern aus der ersten Ehe seiner Mutter. In den 1930er Jahren wurde der Hof, auf dem Gustav lebte, an Friedrich Meyer verpachtet. Unklar bleibt, ob er auf dem elterlichen Hof blieb oder einen anderen Weg einschlug.
Der Zweite Weltkrieg beeinflusste das Leben vieler junger Männer, darunter Gustav. Im Dezember 1939 erhielt er seinen Stellungsbefehl zur Wehrmacht, und seine Geschichte spiegelt die tragischen Schicksale der vielen Opfer wieder, die in dieser dunklen Zeit ihr Leben verloren. Wachtendorf zählt die Gefallenen auch in Lintel und Altmoorhausen auf, wo bisher nur wenige Biografien veröffentlicht wurden.
Während Wachtendorfs Recherchearbeit zur Aufarbeitung des lokalen Geschichtsbildes beiträgt, stellt die Diskussion um Erinnerungsorte wie den Gedenkstein in Hurrel auch einen Teil des größeren Kontextes der Erinnerungskultur im Zweiten Weltkrieg dar. Eine solche Auseinandersetzung wird unter anderem in dem Buch „Offene Wunden Osteuropas“ thematisiert, das sich mit der deutschen Erinnerungskultur und deren Defiziten beschäftigt.
Gustav Drielings Geschichte steht exemplarisch für den Verlust und die Herausforderung, mit der Vergangenheit umzugehen, und es ist die Hoffnung von Wachtendorf, diese wichtigen Biografien für zukünftige Generationen zu bewahren.