Im Landkreis Miesbach steht das 32. Bürgerbegehren an, diesmal über den Schlierseer Hof. Bürgerentscheide sind ein volksnahes Instrument, das in Bayern durch ein Volksentscheid erkämpft wurde, um Mitbestimmung vor Ort zu ermöglichen. Die Stadt Tegernsee führte bis 2016 mit vier Bürgerentscheiden in der Kommune, doch nun hat Schliersee mit dem Sixtus-Ansiedlungsentscheid und dem aktuellen Schlierseer Hof die alleinige Führung übernommen.
Nicht alle Kommunen im Landkreis haben bereits Bürgerentscheide durchgeführt, wie beispielsweise Irschenberg, wo bisher keine ernsthaften Versuche unternommen wurden. In anderen Gemeinden wie Fischbachau, Kreuth, Valley und Warngau gab es Versuche für Bürgerentscheide, die unterschiedlich endeten, entweder durch Unzulässigkeit, zu wenige Unterschriften oder durch Ratsbeschlüsse.
Manchmal wird einem Bürgerbegehren ein Ratsreferendum gegenübergestellt, wie in Rottach-Egern, wo das Ratsbegehren für den Abriss und Neubau des alten Rathauses das Rennen machte. Bestimmte Themen entwickeln sich zu Dauerbrennern, wie der Bürgerentscheid 2022 in Holzkirchen, bei dem sowohl die Nordwest-Umfahrung als auch die Südumgehung abgelehnt wurden.
Bürgerentscheide sind entscheidend, um den Bürgerwillen bei kontroversen Themen klar auszudrücken, wie beispielsweise in Bayrischzell für die Generalsanierung des Freibads oder in Bad Wiessee für den Neubau des Badeparks. Durch politischen Druck von drohenden Bürgerbegehren konnten in manchen Fällen unerwünschte Bauprojekte gestoppt werden, wie in Miesbach beim geplanten Bau des Fritz-Freund-Parks.
Die Bedeutung von Bürgerentscheiden liegt in der Übertragung von Verantwortung an die Bürger, die von weitreichenden Entscheidungen betroffen sind. Die Art und Weise, wie Bürger von PR-Strategien überzeugt werden, ist entscheidend, wie im Falle von Lansmed-Hotelier Christian Harisch in Waakirchen. Die Konflikte zwischen Bürger- und Ratsbegehren können die Gemeinschaft spalten, wie in Otterfing, wo der Verbleib der Sportanlage am Standort Am Nordring für Kontroversen sorgte.
Einige geplante Bürgerbegehren schaffen es nicht zur Abstimmung, wie das kuriose Vorhaben, die fünf Talkommunen am Tegernsee zu fusionieren, das letztendlich nicht eingereicht wurde. Mit über 30 Bürgerbegehren im Landkreis Miesbach haben viele Menschen die Möglichkeit, durch direkte Entscheidungen vor Ort aktiv am Gemeindeleben teilzunehmen und die Zukunft mitzugestalten.