Im deutschen Einzelhandel spielen die Haltungsbedingungen von Tieren bei der Fleischwahl zunehmend eine zentrale Rolle. Viele Verbraucher legen Wert auf die Preise, schauen aber auch auf die Herkunft und die Bedingungen, unter denen die Tiere gehalten wurden. Dies spiegeln die aktuellen Zahlen wider: Im Jahr 2023 sank der Anteil von Fleisch, das aus Ställen mit den gesetzlichen Mindestanforderungen stammt, deutlich. Bei Schweinefleisch aus dem SB-Regal betrug dieser Anteil nur noch 1,5%, verglichen mit 7,1% im Jahr 2022 und alarmierenden 22% im Jahr 2021. Während Hähnchen- und Putenfleisch ganz ohne Produkte aus der untersten Haltungsstufe auskam, ist der Anteil bei Rindfleisch mit über 75% aus Stufe 1 zwar gesunken, bleibt aber hoch. Dies berichtet die ZVW.

Die Haltungsform-Kennzeichnung, die seit ihrer Einführung im Jahr 2019 existiert, bietet den Verbrauchern Transparenz. Sie umfasst zunächst vier Stufen, die sich in den Vorgaben zur Tierhaltung unterscheiden. Um sich an ein neues staatliches Logo anzupassen, wird dieses System bald auf fünf Stufen erweitert. Die Einführung des Logos wird für Sommer 2023 erwartet. Ab diesem Zeitpunkt gilt es insbesondere für inländisches Schweinefleisch als Pflicht. Laut BMEL, das das Gesetz über die Tierhaltungskennzeichnung vorangetrieben hat, sind die Ziele klar: Die Verbraucher sollen bewusste Kaufentscheidungen treffen können, indem sie klare Informationen über die Haltungsbedingungen erhalten.

Details zur Haltungsform-Kennzeichnung

Das neue Kennzeichnungssystem wird unterteilt in fünf Haltungsformen:

  • Stall (gesetzliche Mindestanforderungen)
  • Stall+Platz (12,5% mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben, strukturierte Buchten)
  • Frischluftstall (Zugang zu unterschiedlichen Klimabereichen)
  • Auslauf/Weide (ganztägiger Auslauf oder Freihaltung ohne festes Stallgebäude)
  • Bio (entspricht den Anforderungen der EU-Ökoverordnung, mehr Platz und Auslauf)

Diese Stufen wurden definiert, um die Bedingungen, unter denen Tiere gehalten werden, klar zu kennzeichnen; ein wesentliches Element der hohen Marktanforderungen. In den Supermärkten dominiert inzwischen die Stufe 2, vor allem bei Schweinen, dessen Anteil von 84,9% im Jahr 2022 auf 90,5% angestiegen ist. Bei Hähnchen stammen 89,8% aus dieser Stufe, lediglich 5% entfallen auf die Stufen 3 und 4. Dies schafft nicht nur mehr Transparenz, sondern auch Anreize für Landwirte, die Standards zu erhöhen.

Unterstützung für die Landwirtschaft

Die „Initiative Tierwohl“, die von 14.000 Betrieben unterstützt wird, fördert Landwirte durch Preisaufschläge für geltende Tierwohlanforderungen. Der Marktanteil der Initiative zeigt, dass 20% der Rinder, 60% der Schweine sowie beeindruckende 90% des Geflügels aus verantwortungsvollen Haltungsbedingungen stammen. Wie BMEL betont, ist es von zentraler Bedeutung, die Landwirte bei der Transformation ihrer Ställe zu unterstützen, um sowohl den Tierschutz als auch Umwelt- und Klimaschutz zu fördern.

Die Umsetzung des neuen Kennzeichnungssystems markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung einer nachhaltigeren und tierfreundlicheren Lebensmittelproduktion. Bundesagrarminister Cem Özdemir hebt die Wichtigkeit des Logos für die Verbrauchermacht hervor und schaut optimistisch auf künftige Entwicklungen, auch wenn die langfristige Finanzierung für den Umbau von Ställen weiterhin offen bleibt.