Die Welt des Skispringens steht vor einer bedeutenden Veränderung: Die Weltcup-Kalender der männlichen und weiblichen Athleten sollen ab der Saison 2026/27 angeglichen werden. Dies gab Renndirektor Sandro Pertile nach der Vierschanzentournee in Bischofshofen bekannt. Das Ziel dieser Maßnahme sei die Zusammenführung der Wettbewerbe von Männern und Frauen, was seit Jahren von den Springerinnen gefordert wird.
Pertile betonte, dass die Planung für diese Angleichung bereits seit dem Frühling läuft, aber die Umsetzung vor Herausforderungen steht. Er wird nach der bevorstehenden Nordischen Ski-WM in Trondheim auch die Verantwortung für den Frauen-Weltcup übernehmen. Der Weltverband FIS orientiert sich in diesem Prozess am Biathlon, wo eine Zusammenführung der Wettbewerbe bereits erfolgreich etabliert ist.
Übergangssaison und Wettbewerbsformate
Die Saison 2025/26 wird als Übergangssaison geplant, insbesondere aufgrund der bevorstehenden Olympischen Spiele im Februar 2026. Aktuell finden gemeinsame Wettbewerbswochenenden jedoch nur selten statt. Frauen springen größtenteils auf kleineren Normalschanzen, was zu einem geringeren Zuschauerinteresse führt. Bei der diesjährigen Two-Nights Tour in Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf waren die Zuschauerzahlen ernüchternd: Nur 3.000 Fans verfolgten den Frauenwettbewerb, während bei der Männerqualifikation 10.000 Zuschauer anwesend waren.
Die Spitzenathletin Katharina Althaus drückte ihre Enttäuschung über die Verschiebung der Einführung einer Frauen-Vierschanzentournee aus. Während für die Männer diese Traditionsveranstaltung bereits etabliert ist, wird die Einführung für Frauen nicht vor der Saison 2024/25 erwartet. Roswitha Stadlober, Chefin des Österreichischen Skiverbandes, erklärte die Verschiebung mit „vielen zu berücksichtigenden Faktoren“. Der Deutsche Skiverband (DSV) sieht hier jedoch Handlungsspielraum und dringt auf eine zügige Umsetzung.
Diskriminierung im Preisgeld und Wettkampfbedingungen
Ein weiterer kritischer Punkt ist die ungleiche Verteilung der Preisgelder. Im Rahmen der Two-Nights Tour erhielt die Athletin Juliane Freitag zwar Pflegeprodukte für ihren Qualifikationssieg, während die Männer 3.000 CHF an Preisgeld erhielten. Sven Hannawald, letzter Gesamtsieger der Vierschanzentournee, forderte ebenfalls eine gleichwertige Preisgelderhöhung für die Frauen.
Bundestrainer Heinz Kuttin zog eine positive Bilanz aus der bisherigen Saison, hob jedoch hervor, dass die Athletinnen weiterhin für eine finanzielle Absicherung kämpfen müssen. Dies unterstreichen auch Stimmen wie die von Luisa Görlich, die die Gleichberechtigung im Skispringen vorantreiben will.
Mit dem bevorstehenden Wettbewerb in Villach am 4. Januar hoffen die deutschen Athletinnen auf bessere Ergebnisse und eine weitere Diskussion über die Gleichstellung im Skispringen. Die neue Wettbewerbsstruktur und die damit verbundenen Veränderungen könnten möglicherweise den lang ersehnten Fortschritt für die Frauen im Skispringen bringen.