Am vergangenen Wochenende kam es in den bayerischen Alpen zu einem dramatischen Rettungseinsatz, bei dem die Bergwacht Hinterstein gleich zehn Personen aus verschiedenen Notsituationen befreien musste. Eine siebenköpfige Gruppe, die trotz einer vorhergesehenen geringen Lawinengefahr aufstieg, wurde am Freitag von plötzlichen Schneefällen und starkem Wind überrascht. Die Umstände verschlechterten sich, sodass die Bergwacht am Samstag sechs Mitgliedern der Gruppe mit einem Polizeihubschrauber zur Hilfe eilte.
Zu der besagten Zeit versuchte ein weiteres Mitglied dieser Gruppe, den riskanten Abstieg eigenständig zu meistern. Gleichzeitig traf eine Gruppe von vier Schneeschuhwanderern in der Region ein. Diese Gruppe hatte offenbar die aktuellen Wetterwarnungen ignoriert und wurde ebenfalls von den widrigen Bedingungen überrascht. Am Sonntagmorgen benötigte ein Mitglied dieser Gruppe dringend medizinische Hilfe aufgrund kolikartiger Schmerzen. Ein Rettungshubschrauber konnte die Einsatzstelle jedoch wegen starker Windböen nicht erreichen.
Komplexe Rettungsoperation
In Anbetracht der schwierigen Wetterlage entschloss sich die Bergwacht, eine Rettungstruppe mit Tourenski ins Einsatzgebiet zu entsenden. Der Patient wurde stabilisiert und anschließend in eine Klinik gebracht, während die ebenfalls unzureichend ausgerüsteten Begleiter mit einem weiteren Hubschrauber evakuiert wurden. Der gesamte komplexe Einsatz dauerte bis 17:30 Uhr am Sonntag.
Angesichts solcher Einsätze ist es von großer Bedeutung, dass Wanderer sich vor Abenteuern in die Berge über die aktuellen Wetterverhältnisse informieren. Johannes Zollner von der Bergwacht legt besonderen Wert auf eine umfassende Ausrüstung. Er merkt an, dass viele Unfälle vermieden werden könnten, wenn Wanderer besser vorbereitet wären. Insbesondere die Empfehlungen hinsichtlich der Winterwanderung sind eindeutig: Dazu zählen festes Schuhwerk, Anoraks, Handschuhe, ausreichend Wasser, Thermoskannen, Grödeln und Biwaksäcke.
Erhöhte Gefahren in den Bergen
Zusätzlich zu den Vorfällen am Prinz-Luitpold-Haus kam am Sonntagabend ein weiterer Notruf von vier Wanderern am Mittenwalder Gjaidsteig. Trotz vorheriger Wetterwarnungen waren auch diese Wanderer aufgebrochen. Da die Rettungsversuche über den Landweg aufgrund großer Lawinengefahr scheiterten, mussten die Wanderer die Nacht im hüfthohen Schnee verbringen. Erst am Montagmorgen, als der Himmel aufriss, konnte ein Hubschrauberpilot die Wanderer befreien. Alle vier waren stark unterkühlt, wurden sicher ins Krankenhaus Garmisch-Partenkirchen gebracht und überlebten den Vorfall.
Die Vorfälle verdeutlichen die Notwendigkeit, die Bergwacht nur dann zu kontaktieren, wenn eine Selbstrettung nicht mehr möglich ist. Experten warnen vor zunehmenden brenzligen Situationen in den Bergen, nicht zuletzt aufgrund der häufigen Unterschätzung der Gefahren durch unerfahrene Wanderer. Insbesondere die Benutzung von Notfallausrüstung, wie etwa das Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS), Schaufel und Sonde, ist unerlässlich, wenn man sich abseits gesicherter Wege bewegt.
Die Ausrüstung allein reicht jedoch nicht aus. Es ist entscheidend, dass jeder Wandersmann die Funktion seiner Geräte vor Touren überprüft, da nicht geprüfte LVS-Geräte in einer Notsituation fatal sein können. Studien zeigen, dass fast die Hälfte der Personen ohne vollständige Notfallausrüstung in die Berge zieht, was die Überlebenschancen im Ernstfall erheblich verringert.
Für alle Wintersportler und Wanderer gilt daher der dringende Appell der Experten, die Ambitionen bei Winterwanderungen zurückzuschrauben und sich rechtzeitig über die aktuellen Wetterverhältnisse zu informieren. Der verantwortungsbewusste Umgang mit der Natur und das richtige Verhalten in Gefahrensituationen können entscheidend für die eigene Sicherheit sein.