Freising

  1. Jahrestag des Massakers in Filetto di Camarda: Versöhnungsprozess und Erinnerungskultur in Pöcking und Italien

Am 7. Juni vor 80 Jahren geschah ein tragisches Ereignis, als die deutsche Wehrmacht unter dem späteren Münchner Weihbischof Matthias Defregger in Italien 17 unschuldige Zivilisten ermordete. Dieses schreckliche Massaker, das in Filetto di Camarda in den Abruzzen stattfand, wurde kürzlich bei einem offiziellen Gedenkakt am Tatort geehrt. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx verlas ein Grußwort und das Erzbistum München und Freising legte einen Kranz am Mahnmal nieder.

Ein besonderer Moment war die Dankbarkeit von Kardinal Marx für die Versöhnungsinitiative der Bürgerinnen und Bürger von Pöcking am Starnberger See, dem letzten Wohnort von Matthias Defregger. Die Gemeinde Pöcking hatte erstmalig im Jahr 2022 an der Gedenkveranstaltung in Filetto teilgenommen, was 2023 zu einem Gegenbesuch aus Italien führte. Anlässlich des 80. Jahrestages des Massakers reisten Vertreter aus Pöcking erneut nach Italien. Als Zeichen der Anerkennung wurde eine Straße in Pöcking, die zuvor nach Defregger benannt war, in Filetto-Weg umbenannt.

Weihbischof bestritt Schuld

Interessanterweise bestritt Matthias Defregger jegliche Schuld an den grausamen Taten, die er begangen hatte, und führte den Befehlsnotstand als Rechtfertigung an. Weder deutsche noch italienische Gerichte verurteilten ihn in diesem Zusammenhang. Historiker betrachten die Erschießungen jedoch heute als Kriegsverbrechen. Kardinal Marx lobte die Bürgerinnen und Bürger von Filetto für ihren Mut, den Prozess der Versöhnung zu unterstützen, der zu neuen Perspektiven für ein friedliches Zusammenleben führen soll.

Zudem bat Marx um Vergebung für vergangene Versäumnisse im Erzbistum, die den Versöhnungsprozess behinderten. Die Straflosigkeit der Täter dieses Massakers wird von vielen bis heute als beschämend empfunden.

Solidarität und Erinnerungskultur

Kulturstaatsministerin Claudia Roth würdigte in einem weiteren Grußwort die Bewohnerinnen und Bewohner von Filetto für ihr Engagement in der Erinnerungskultur. Sie betonte die Wichtigkeit eines gemeinsamen Gedenkens, um die Erinnerung an vergangene Gräueltaten wach zu halten und für eine bessere Zukunft zu arbeiten. Das Projekt des gemeinsamen Europas fußt auf dem Prinzip des „Nie wieder“, das als gemeinsame Verantwortung angesehen wird. Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Italien in diesem Prozess wird als Schlüssel für eine friedliche Zukunft betrachtet.

Das Erzbistum München und Freising, mit seinen rund 1,61 Millionen Katholiken, zählt zu den bedeutendsten Diözesen in Deutschland. Die Geschichte des Erzbistums reicht bis ins 8. Jahrhundert zurück und umfasst eine Fläche von 12.000 Quadratkilometern in Oberbayern. Die Säkularisation im 19. Jahrhundert führte zur Verlegung des Bischofssitzes nach München und zur Erhebung zum Erzbistum.

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