Der FC Bayern München sieht sich mit einer Vielzahl von Verletzungen in der aktuellen Saison konfrontiert, die das Team und Trainer Thomas Tuchel vor große Herausforderungen stellen. Spieler wie Serge Gnabry und Kingsley Coman sind aufgrund von Muskelfaserrissen und Adduktorenverletzungen lange Zeit außer Gefecht. Insgesamt haben die Bayern bisher 24 Muskelverletzungen zu beklagen, was Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der langjährige Teamarzt des Vereins, kritisch betrachtet.
In einem Interview mit WELT AM SONNTAG äußerte Müller-Wohlfahrt Bedenken bezüglich der modernen Sportmedizin. Er bemängelte, dass die Kernspin-Technik einen zu hohen Stellenwert einnehme und der Glaube an sie übermäßig gewachsen sei. Er betonte, dass die Fähigkeit, Verletzungen mit den Händen zu diagnostizieren, verloren gehe, und plädierte dafür, dass Sportärzte mehr Rückgrat zeigen und selbst Ursachen von Verletzungen herausfinden sollten.
Müller-Wohlfahrt beklagte zudem falsche Diagnosen in der Sportmedizin, die häufig zu spät oder unzureichend gestellt würden. Er appellierte an alle Sportärzte, genauer auf die Symptome von Verletzungen zu achten und sich zu trauen, ihre Diagnosen zu überprüfen. Der renommierte Sportmediziner unterstrich die Bedeutung des ertastens von Verletzungen als Grundlage für eine präzise Diagnose.
Bei Spekulationen über die Ursachen für die vielen Verletzungen beim FC Bayern wies Müller-Wohlfahrt Vorwürfe gegen den Hybridrasen oder das Training zurück. Er betonte, dass die Prävention im Sport eine entscheidende Rolle spiele und in einigen Vereinen nicht ausreichend gründlich sei. Der ehemalige Teamarzt erläuterte, wie in seiner Zeit die enge Zusammenarbeit und offene Kommunikation im Team halfen, Verletzungen zu reduzieren und Daten zu jedem Spieler vor dem Training ausführlich zu besprechen.
In Bezug auf die aktuellen Verletzungsprobleme beim FC Bayern und die mögliche Einbindung seiner Expertise äußerte sich Müller-Wohlfahrt zurückhaltend. Er verwies auf die erfolgreiche Kommunikation und präventive Maßnahmen, die in der Vergangenheit dazu beitrugen, die Anzahl an Verletzungen im Team zu minimieren. Die Diskussion über die Gründe für die Verletzungsanfälligkeit des FC Bayern München setzt sich fort, während der Verein und Trainer nach Lösungen suchen, um das Verletzungspech zu überwinden.