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Ende des Baubooms: Dawonia stoppt Neubauprojekte – Ein Interview mit Claus Lehner

Münchner Dawonia, eine der größten Wohnungsgesellschaften Süddeutschlands mit 27.000 Wohnungen, hat beschlossen, keine neuen Wohnungen mehr zu bauen. Dawonia-Chef Claus Lehner erklärte in einem Interview, dass das Unternehmen seit 85 Jahren kontinuierlich Wohnungen errichtet habe, es aber unter den aktuellen Bedingungen nicht mehr leisten könne, neue Bauprojekte zu starten. Aktuell sind noch etwa 40 Baustellen in Bayern aktiv, auf denen insgesamt 1000 Wohnungen entstehen. Nach Abschluss dieser Projekte wird Dawonia keine weiteren Neubauvorhaben beginnen. Dies bedeutet einen drastischen Wandel, da seit dem Verkauf durch die BayernLB bereits 3600 neue Wohnungen gebaut wurden, während in zwei bayerischen Städten geplante Neubauprojekte auf Eis gelegt werden mussten.

Die Entscheidung, den Neubau einzustellen, wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Der Anstieg der Baukosten, der die Spitzenwerte von 5500 Euro pro Quadratmeter erreichte, macht Neubauprojekte finanziell unrentabel. Im Vergleich dazu lagen die Kosten beim Eintritt von Claus Lehner ins Unternehmen im Jahr 2009 bei nur 2500 Euro pro Quadratmeter. In München müssten heute Mietpreise von 26 bis 28 Euro pro Quadratmeter verlangt werden, um kostendeckend zu arbeiten, ein Betrag, den viele Mieter nicht zu zahlen bereit wären. Neben den gestiegenen Baukosten tragen auch die Zinserhöhungen, steigende Energiepreise aufgrund des Ukraine-Konflikts und eine übermäßige staatliche Regulierung zur schwierigen Lage auf dem Wohnungsmarkt bei.

Claus Lehner betont, dass die Lösung des Problems nicht allein beim Staat liegt, jedoch eine Reduktion der strengen Bauauflagen und regulatorischen Vorschriften dringend geboten sei. Er empfiehlt ein Regulierungsmoratorium von mindestens fünf Jahren, um den Wohnungsbau anzukurbeln und den Markt wieder frei agieren zu lassen. Während die Bundesregierung einige Maßnahmen zur Beschleunigung des Bauprozesses ergriffen hat, reichen diese laut Lehner nicht aus, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen. Der Mangel an digitalen Prozessen im Baugenehmigungsverfahren und die eingeschränkte Flexibilität des Immobilienmarktes erweisen sich ebenfalls als Hindernisse für effizientes Bauen.

Beispiele wie die Stadt Erlangen zeigen, dass mit politischem Willen und effektiver Planung trotz schwieriger Bedingungen erfolgreicher Wohnungsbau möglich ist. In Erlangen wurden durch kontinuierliche Planung unter Bürgermeister Florian Janik innerhalb kurzer Zeit 650 neue Wohnungen geschaffen. Lehner fordert deshalb mehr Engagement von der Bundesregierung, um den Wohnungsbau anzukurbeln und den Markt in Bewegung zu bringen.

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