Die VR Bank Bad Salzungen hat in den vergangenen Monaten eine turbulente Zeit erlebt, nachdem im November 2023 der Vorstandsvorsitzende Siebert sein Amt niederlegte. Dies geschah infolge von Ungereimtheiten in der Bilanz, die von Wirtschaftsprüfern aufgedeckt wurden. Siebert bleibt jedoch bei der Bank angestellt, ist aber derzeit krankgeschrieben. Der neue Vorstand macht ihn für Bilanzverluste von rund 280 Millionen Euro verantwortlich, die in den Jahren 2022 und 2023 durch Abschreibungen bei überbewerteten Immobilien und Firmenbeteiligungen entstanden sind.
Unter dem Leitung von Siebert wurden Immobilien und Beteiligungen bilanziell überbewertet, was zu erheblichen finanziellen Verlusten führte. Der neue Vorstand hat bereits rechtliche Schritte gegen die ehemaligen Vorstände eingeleitet, darunter auch Ex-Vorstände wie Ulrich Fröhlich-Abrecht, Jan Wettstein und Christof Wehrum, die ebenfalls von den Schadenersatzforderungen betroffen sind. Die Bank forderte Ende 2024 schriftlich Schadenersatz von diesen vier ehemaligen Vorständen, doch bisher sind keine Zahlungen erfolgt, weshalb die Bank plant, die Forderungen gerichtlich durchzusetzen.
Kuratel und Sanierung
Im Dezember 2023 stellte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) die VR Bank unter Kuratel. Damit übernimmt die Bafin die Aufsicht über die Bank in kritischen finanziellen Situationen. Ein Sonderbeauftragter, Christian Gervais, wurde bis Ende November 2024 in das operative Geschäft eingesetzt und dann zum Vorstandsvorsitzenden bestellt, um die Bank durch diese schwierige Phase zu führen. Unter seiner Leitung wurde ein Sanierungsvertrag mit der Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) abgeschlossen, der der Bank finanzielle Garantien und Ausgleich bei Verkäufen überbewerteter Immobilien gewährt.
Diese Maßnahmen sind Teil eines größeren Rahmenwerks zur Wahrung der Finanzstabilität. Ab dem 1. Januar 2022 hat die Bafin die alleinige Verantwortung für die Prüfung der Finanzberichte von börsennotierten Unternehmen übernommen. Der bisherige mehrstufige Prüfprozess wurde auf einen einstufigen umgestellt, wodurch die Bafin umfassendere Befugnisse für Prüfungen und Aufsichtsmaßnahmen erhielt. Dies geschah im Zuge des Inkrafttretens des Finanzmarktintegritätsstärkungsgesetzes (FISG).
Änderungen in der Finanzberichterstattung
Die Rolle der Bafin umfasst nun auch ad-hoc-Prüfungen und Stichprobenprüfungen von Finanzberichten der letzten drei Geschäftsjahre. Im Rahmen der Finanzberichterstattung sind Unternehmen verpflichtet, eine Hinweisbekanntmachung zu veröffentlichen, die Informationen zur Zugänglichkeit des Finanzberichts enthält und auch an die Bafin übermittelt werden muss. Dies geschieht, um die Transparenz und Rechenschaftspflicht im Finanzsektor zu fördern.
Der Begriff „Finanzbericht“ umfasst verschiedene Rechnungslegungsunterlagen, einschließlich des Jahresabschlusses und Lageberichtes. Im Bereich der beiden spezifischen Finanzberichte gelten strikte Vorgaben. Unternehmen in der mineralgewinnenden oder Holzeinschlagsindustrie sind zusätzlich verpflichtet, einen jährlichen Zahlungsbericht vorzulegen, um die finanziellen Ströme offen zu legen.
Die Entwicklungen rund um die VR Bank Bad Salzungen und die Rolle der Bafin zeigen deutlich, wie wichtig eine transparente und verantwortungsvolle Finanzberichterstattung ist, um das Vertrauen in das Bankensystem aufrechtzuerhalten. Die Bank und ihre ehemaligen Vorstände stehen aktuell vor erheblichen Herausforderungen, während die Bafin mit ihren erweiterten Befugnissen sicherstellt, dass notwendige Prüfungen durchgeführt werden.