Am 20. Januar 2025 endet der Konflikt zwischen Israel und Hamas nach über 15 Monaten ununterbrochener Angriffe mit einem Waffenstillstand. Dieser Schritt bringt eine gewisse Erleichterung für die Ärzte im Gazastreifen, allerdings ist die Sorge um die zukünftige Gesundheitsversorgung groß. Dr. Jamal Salaha, ein Allgemeinmediziner im Al-Aqsa Martyrs Hospital in Deir el-Balah, äußerte seine Erleichterung über den Rückgang an Verletzten und Toten in seinem Krankenhaus. Dennoch bleiben die Herausforderungen enorm.

Nach Angaben der WHO sind nur etwa die Hälfte der 36 Krankenhäuser in Gaza teilweise funktionsfähig. Die gesamte Bevölkerung Gazas hat traumatische Erfahrungen durch multiple Vertreibungen und massive Verluste gemacht. Schätzungen zufolge wurden über 46.600 Menschen getötet und mehr als 110.000 verletzt; die tatsächlichen Zahlen könnten noch höher sein, da viele Tote unter den Trümmern liegen.

Die katastrophale Situation im Gesundheitswesen

Die WHO berichtet von einem dramatischen Zustand der medizinischen Einrichtungen in Gaza. Fast alle Krankenhäuser sind beschädigt, und nur 38 % der primären Gesundheitszentren arbeiten überhaupt. Dr. Salaha, der während des gesamten Konflikts nur drei Tage frei hatte und unter extrem schwierigen Bedingungen operieren musste, verweist auf die häufigen Operationen, die ohne ausreichende Ausrüstung und Medikamente durchgeführt wurden.

Die WHO unterstreicht die enormen gesundheitlichen Herausforderungen, die vor der Region stehen. Fast 25 % der Verletzten, das sind etwa 30.000 Menschen, haben lebensverändernde Verletzungen und benötigen lange Rehabilitation. Fachärztliche Versorgung ist weitgehend nicht verfügbar, während medizinische Evakuierungen sehr langsam ablaufen. Viele leiden an unbehandelten Infektionskrankheiten und Malnutrition, und das Risiko einer Hungersnot ist hoch.

Wiederaufbau und Zukunftsperspektiven

Angesichts der katastrophalen Verhältnisse schätzt die WHO, dass für den Wiederaufbau des Gesundheitssystems im Gazastreifen in den nächsten fünf bis sieben Jahren mindestens zehn Milliarden Dollar benötigt werden. WHO-Vertreter Rik Peeperkorn betont die beispiellosen Zerstörungen, die in der Region verursacht wurden, und fordert einen schnellen, ungehinderten und sicheren Zugang für humanitäre Hilfe.

Die WHO plant die Umsetzung eines 60-Tage-Plans zur Unterstützung der dringenden Wiederherstellung und Verbesserung des Gesundheitssystems. Zu den zentralen Schwerpunkten des Plans gehören die Trauma- und Notfallversorgung, umfassende primäre Gesundheitsversorgung sowie psychosoziale Unterstützung. Diese Anstrengungen sind jedoch nur möglich, wenn die Sicherheitsbedingungen es erlauben, um Zugang zur Bevölkerung zu erhalten und die Einfuhr von Hilfsgütern zu erleichtern.

Der Waffenstillstand hat die Kämpfe vorübergehend gestoppt, jedoch bleibt die Gesundheitslage kritisch. Während der Großteil des Gazastreifens Ruhe findet, gibt es weiterhin Berichte über Gewalt, wie etwa in Rafah, wo mindestens acht Personen durch israelische Streitkräfte verletzt wurden. Der Gesundheitssektor benötigt unverzüglich Investitionen und Unterstützung, um die Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu decken.

Die WHO appelliert an alle Parteien, ihr Engagement für die vollständige Umsetzung des Waffenstillstandsabkommens aufrechtzuerhalten und aktiv an einer politischen Lösung für die anhaltende Krise zu arbeiten. Der Wiederaufbau der menschen unwürdigen Lebensbedingungen im Gazastreifen muss schnellstens angegangen werden.