Max Eberl, derzeitiger Sportvorstand des FC Bayern München, hat in einem kürzlich geführten Interview über seine persönlichen Herausforderungen im Umgang mit psychischen Problemen gesprochen. Vor drei Jahren, im Januar 2022, trat Eberl von seinem Posten als Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach zurück, da er sich gesundheitlich und menschlich nicht mehr in der Lage fühlte, einen Bundesliga-Verein zu führen. In der Zeit nach seinem Rücktritt saß er oft stundenlang auf der Couch und hatte Schwierigkeiten, zur Arbeit zu gehen. Er beschreibt diese Phase als äußerst belastend und rät anderen Betroffenen, sich Hilfe zu suchen. Diese Erfahrungen haben Eberl nachhaltig geprägt.
Eberls Weg hin zur Genesung war jedoch auch von positiven Veränderungen begleitet. Er bezeichnet die sechs bis sieben Monate nach seinem Rücktritt als die spannendste Reise seines Lebens. In dieser Zeit lernte er, bewusster zu leben und alltägliche Tätigkeiten, wie das Spazierengehen mit seinem Hund, ohne ständige Erreichbarkeit zu genießen. Früher hatte er dabei oft sein Handy bei sich, um für Trainer oder Journalisten erreichbar zu sein, heute lässt er es jedoch bewusst zu Hause. Diese neuen Gewohnheiten haben es Eberl ermöglicht, Freude an kleinen Dingen zu finden.
Die Herausforderung der mentalen Gesundheit im Profisport
Eberls Erfahrungen sind nicht einzigartig; sie stehen im Kontext eines größeren Problems im Profi-Sport. Athleten sind während ihrer Karriere enormem Druck ausgesetzt, der zu einer hohen Anfälligkeit für psychische Erkrankungen führt. Laut einer Studie aus dem Jahr 2010 sind Athleten über ihre Karriere hinweg bis zu 640 Stressoren ausgesetzt. Auch nach dem Ende ihrer aktiven Karriere bleiben viele Sportler weiterhin anfällig für psychische Symptome, wie eine niederländische Metaanalyse zeigt. Diese hat 34 hochwertige Studien untersucht, die sich mit psychischen Problemen im Leistungssport befassen und dabei sowohl aktive als auch ehemalige Athleten betrachtet.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Prävalenz psychischer Probleme bei aktiven Athleten signifikant höher ist als in der allgemeinen Bevölkerung. So geben 34 % der aktiven Athleten an, unter Angststörungen oder Depressionen zu leiden, während der Prozentsatz bei ehemaligen Athleten mit 26 % immer noch hoch ist. Zudem berichtet eine erhebliche Anzahl von Sportlern über Schlafstörungen und Alkoholmissbrauch. Stressoren wie Leistungsdruck, Verletzungsgefahr und der Verlust der sportlichen Identität können schwere Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben.
Wichtige Schritte zur Verbesserung
Experten plädieren für ein frühzeitiges Thematisieren und eine gezielte Begleitung des Ausscheidens aus dem Leistungssport. Interdisziplinäre psychosoziale Betreuungskonzepte könnten dabei helfen, die mentalen Herausforderungen zu bewältigen, die mit einem Karriereende einhergehen. Eberl hat es geschafft, den „Exit“ rechtzeitig für sich zu realisieren und spricht offen über seine Erfahrungen, in der Hoffnung, dass er damit anderen helfen kann.
Es ist entscheidend, dass diese Themen im Profisport nicht weiter tabuiert werden, sondern aktiv angegangen werden. Die Geschichten von Sportlern wie Max Eberl können dazu beitragen, das Bewusstsein für die Bedeutung der mentalen Gesundheit zu schärfen und Betroffenen Mut zu machen, Hilfe zu suchen.
Für weitere Informationen zu Eberls Erfahrungen und zur psychischen Gesundheit im Profisport besuchen Sie bitte PNP, FLZ sowie Zeitschrift Sportmedizin.