Die Regierungsbilanz des ANC wird von vielen Experten als „katastrophal“ bezeichnet, da die Regierung unter Jacob Zuma von 2009 bis 2018 durch Korruption und Vetternwirtschaft gekennzeichnet war. Trotz Versprechungen konnte Zumas Nachfolger Cyril Ramaphosa dem kein Ende setzen. Gregor Jaecke von der Konrad-Adenauer-Stiftung warnt vor einem drohenden Machtverlust des ANC und bezeichnet Südafrika als auf dem Weg zu einem gescheiterten Staat.
Bei den Wahlen in Südafrika konkurrieren Mitglieder von insgesamt 52 Parteien um die 400 Sitze im Nationalparlament. Es besteht die Möglichkeit, dass erstmals eine Koalitionsregierung gebildet wird. Obwohl sich 68 Prozent der Wahlberechtigten registriert haben, zeigen viele Südafrikaner Politikverdrossenheit und Zynismus gegenüber der Regierung. Eine landesweite Umfrage deutet darauf hin, dass knapp 80 Prozent der Bevölkerung eine Koalitionsregierung begrüßen würden.
Trotz einer bescheidenen Regierungsbilanz ist Präsident Ramaphosa weiterhin der beliebteste Politiker des Landes. Die größte Bedrohung für den ANC stellen die Democratic Alliance (DA) und die Economic Freedom Fighters (EFF) dar, die weitere politische Alternativen für die Bevölkerung bieten. Auch die von Ex-Präsident Zuma angeführte uMkhonto we Sizwe (MK) Partei wird als politische Herausforderung angesehen.
Die Wahlen in Südafrika sind auch für Deutschland und Europa von Bedeutung, da Südafrika der größte Handelspartner Deutschlands in Afrika ist. Das Land ist wirtschaftlich stark industrialisiert und spielt eine zentrale Rolle auf dem afrikanischen Kontinent. Die Ergebnisse der Wahlen könnten auch Auswirkungen auf die außenpolitischen Beziehungen Südafrikas haben, insbesondere in Bezug auf die Orientierung zu Russland, China und dem Westen.
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