Die Marine beobachtet mit wachsendem Interesse die Aktivitäten der russischen Seestreitkräfte, die kritische maritime Infrastruktur wie Pipelines, Kommunikationsleitungen und Energieversorgungsnetze auskundschaften. Marine-Inspekteur Kaack betonte, dass die russische Marine bei Begegnungen auf See ein absolutes Normverhalten aufweise und an etablierte Verfahren halte.
Die Sprengung der North-Stream-Pipelines in der Ostsee im September 2022 sorgte für Aufregung bei Politikern und Sicherheitsexperten, da die Urheberschaft nicht ermittelt werden konnte. Maßnahmen zur verstärkten Sicherung solcher Anlagen wurden eingeleitet, wobei die Herausforderung darin besteht, Zuständigkeiten und Verfahren zu überprüfen.
Ein zentraler Ansatz zur Abschreckung ist die „Attribuierbarkeit“, bei der der Gegner darüber informiert wird, dass seine Aktivitäten erkannt wurden. Dies kann dazu beitragen, potenzielle Bedrohungen zu minimieren. Die Marine setzt auf die Bewertung von Über- und Unterwasserlagebildern sowie die Zusammenführung von Sensorinformationen und Daten, um verdächtige Schiffsbewegungen zu analysieren.
Die Nato hat ein eigenes Büro für diese Aufgaben eingerichtet, während sechs europäische Staaten, darunter Deutschland, an der gemeinsamen Verbesserung des Schutzes der Infrastruktur in der Nordsee arbeiten. Deutschland wird zudem bald die Verantwortung für ein regionales maritimes Hauptquartier in der Ostsee übernehmen.
Marine-Inspekteur Kaack betont die Notwendigkeit, die bestehenden Zuständigkeiten und Verfahren zu überprüfen, da Angriffe auf die Infrastruktur voraussichtlich in einer Grauzone stattfinden werden, um keine offizielle Verteidigungs- oder Bündnispflicht auszulösen. Die Marine setzt sich dafür ein, konkrete Szenarien zu entwickeln und die entsprechenden Prozesse zu definieren, um auf erkannte Bedrohungen angemessen reagieren zu können. Die Diskussion über diese Themen ist in vollem Gange und wird fortgeführt, um die Sicherheitsmaßnahmen kontinuierlich zu verbessern.