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Bayern strebt Wasserstoffdrehkreuz an: Kritik an Förderpolitik entkräftet

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder beklagt am 23. Juli 2024 eine Benachteiligung des Freistaats bei der Wasserstoffförderung durch Wirtschaftsminister Robert Habeck, während Niedersachsen in der Verteilung der 4,6 Milliarden Euro Fördermittel die meisten Projekte erhält, was die Ambitionen Bayerns, zum Wasserstoffland Nummer eins zu werden, gefährdet.

Bayern hat sich ambitionierte Ziele gesetzt, um im Bereich Wasserstofftechnologie eine führende Rolle einzunehmen. Doch die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass der Freistaat auf starker Konkurrenz aus anderen Regionen Deutschlands und einem umstrittenen Förderprozess stößt.

Die Ausgangslage von Bayern im Wasserstoffbereich

Die bayerische Staatsregierung, unter der Führung von Ministerpräsident Markus Söder, hat klare Pläne, Bayern zu einem führenden Wasserstoffland zu machen. Dies wurde in dem Koalitionsvertrag festgehalten, wo das Ziel als „Wasserstoffdrehkreuz Europas“ beschrieben wird. Die erwarteten Eigeninvestitionen von rund 700 Millionen Euro sollen den Weg dorthin ebnen, um nicht nur die Klima Ziele zu erreichen, sondern auch neue wirtschaftliche Impulse zu setzen.

Konkurrenz durch andere Bundesländer

Allerdings zeigen die jüngsten Förderentscheidungen des Bundes, dass Bayern nicht die einzige Region mit Ambitionen in dieser aufstrebenden Technologie ist. Ein großer Teil der Wasserstofffördermittel fließt überwiegend in Projekte in Niedersachsen, während nur ein einziges Projekt – mit einem Anteil von 72,5 Millionen Euro – in Bayern realisiert werden soll. Diese Verteilung hat Söder dazu veranlasst, von einer „massiven Benachteiligung“ für Bayern zu sprechen.

Der Hintergrund der Fördermittelvergabe

Ein wesentlicher Aspekt der aktuellen Diskussion ist, dass die Auswahl der geförderten Projekte nicht unter der Verantwortung von Wirtschaftsminister Robert Habeck fiel, sondern bereits unter der vorherigen Regierung getroffen wurde. Dies bedeutet, dass die Kritik Söders an der aktuellen Regierung nicht unbedingt auf einen Anti-Bayern-Kurs seitens der Grünen zurückzuführen ist.

Die Bedeutung von Standortfaktoren

Die Wasserstoffprojekte, die gefördert werden, sind insbesondere in Regionen mit großen industriellen Wertschöpfungszentren angesiedelt, wie zum Beispiel im Saarland oder in Nordrhein-Westfalen. Dies führt dazu, dass Standortfaktoren eine entscheidende Rolle spielen. Die Nähe zu regenerativen Energiequellen, die in Norddeutschland in großer Zahl produziert werden, unterstützt die Erzeugung von grünem Wasserstoff.

Bayerns Herausforderungen und Chancen

Obwohl Bayern in der Vergangenheit beim Ausbau erneuerbarer Energien hinterherhinkte, zeigt eine aktuelle Analyse, dass der Freistaat erhebliche Fortschritte macht. Die Herausforderung bleibt jedoch, die nötigen Infrastrukturkapazitäten zu schaffen, die nötig sind, um Wasserstoff effizient von Norddeutschland nach Bayern zu transportieren.

Ausblick: Die Rolle des Bundes und Europas

Um die ambitionierten Pläne der bayerischen Regierung Wirklichkeit werden zu lassen, fordert der Deutsche Wasserstoff-Verband auch von der Bundesregierung, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Unter anderem sollte das Potenzial für Wasserstoffimporte aus anderen europäischen Ländern, wie Rumänien oder Griechenland, genutzt werden, um so die nötigen Mengen an grünem Wasserstoff zu gewährleisten.

Fazit: Ein unternehmerischer Investitionsbedarf

Die Zeit wird zeigen, wie erfolgreich Bayern in seinem Vorhaben sein wird, sich als Wasserstoffdrehkreuz zu etablieren. Es bedarf einer starken Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern und ausreichender Investitionen, um die Wettbewerbsfähigkeit im globalen Markt der Wasserstofftechnologie sicherzustellen. Während die Diskussion um die Fördermittel weitergeht, bleibt zu hoffen, dass das Potenzial der Wasserstofftechnologie für den Freistaat und darüber hinaus genutzt wird.

Lebt in Hamburg und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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