In einem erschütternden Vorfall wurde ein großer Bestand an Bachmuscheln im Obenhausener Ried bei Illertissen durch unkontrollierte Baggerarbeiten getötet. Diese Muschelart, die als vom Aussterben bedroht gilt, wurde in einem speziellen Schutzgebiet stark dezimiert, nachdem bei den Arbeiten, die zur Entfernung von Biberdämmen durchgeführt wurden, gravierende ökologische Schäden verursacht wurden. Die Tötung der Bachmuscheln und die Entnahme des kiesigen Bachsubstrats stellen insbesondere für diese europaweit gefährdete Art ein ernsthaftes Problem dar, da sie für das Überleben anderer Arten im Gewässer von hoher Bedeutung ist. Ein Vertreter des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV) bezeichnete die Situation als „ärgerlich und unerklärlich“.

Das Landratsamt Neu-Ulm, das über die durchgeführten Arbeiten informiert wurde, äußerte sich besorgt, da sie nicht über die weiteren Gehölzmaßnahmen oder die Räumungen informiert wurden. Dies führte dazu, dass es keine Möglichkeit gab, die Baggerarbeiten zu kontrollieren, da der Zeitpunkt der Eingriffe nicht bekannt war. Während eines Vor-Ort-Termins wurden frische Kadaver von Bachmuscheln im entnommenen Sohlsubstrat entdeckt. Zudem stellte ein Gutachter zu Beginn des Februar fest, dass im kontrollierten Aushub keine lebenden Muscheln, aber drei tote Exemplare und Muschelreste gefunden wurden.

Reaktion und rechtliche Schritte

Nach der Enthüllung des Vorfalls hat die Staatsanwaltschaft Memmingen entschieden, den Fall zu überprüfen. Ralf Schreiber, ein Experten des LBV, setzt seine Hoffnungen darauf, dass möglicherweise noch einige Bachmuscheln im Sediment überlebt haben. In Reaktion auf die Vorfälle wurden bereits Maßnahmen zur Schadensminimierung eingeleitet, darunter die Suche und Bergung lebender Bachmuscheln. Das Schadensausmaß soll in Abstimmung mit der höheren Naturschutzbehörde sowie der Muschelkoordinationsstelle erfasst werden.

In Bayern sind Buchmuscheln als Indikatorart für intakte Ökosysteme von besonderer Bedeutung. Ihre Präsenz weist auf die Qualität von Gewässern hin, da sie auf hohe Ansprüche an Wasserqualität und Fischbestand angewiesen sind. Diese Art hat sich in den letzten Jahren im betroffenen Gebiet gut entwickelt. Ein Projekt zur Erhöhung und Verjüngung der Bachmuschelpopulation, das zwischen 2013 und 2023 durchgeführt wurde, hat bereits positive Ergebnisse erzielt und bescheinigt der Population in der Murn und ihren Nebengewässern einen Aufschwung.

Schutzmaßnahmen für die Bachmuschel

Die Bachmuschel (Unio crassus) hat nicht nur einen hohen ökologischen Wert, sondern wird auch durch verschiedene Schutzprojekte in Bayern unterstützt. Diese beinhalten hauptsächlich die Zusammenarbeit mit Anliegern, Wasserwirtschaftsämtern und Fischereivereinen. Zahlreiche Maßnahmen zur Habitatoptimierung, wie Renaturierungsarbeiten und die Bekämpfung von Fraßfeinden, werden durchgeführt, um die Lebensbedingungen der Muscheln zu verbessern.

Da Bachmuscheln von den Larven bestimmter Fischarten abhängen, ist die Erhöhung des Anteils an Wirtsfischen, wie Nase und Elritze, ebenfalls ein zentraler Bestandteil dieser Projekte. Trotz aller Bemühungen bleibt die Situation kritisch, und das Landratsamt Neu-Ulm hat angekündigt, die ergriffenen Maßnahmen zu bewerten und entsprechende Informationen sowie Gutachten der Staatsanwaltschaft zur Verfügung zu stellen.

Die vorliegende Situation macht deutlich, wie wichtig präventive Maßnahmen und eine enge Kommunikation zwischen Behörden, Naturschutzgruppen und der Öffentlichkeit sind, um den Fortbestand dieser schützenswerten Art zu sichern und weitere Schäden in solchen geschützten Gebieten zu vermeiden.

pnp.de berichtet, dass …
br.de berichtet, dass …
anl.bayern.de informiert über …