Pflegerekrutierungsskandal: Deutsche Vermittlungsabsprache mit Brasilien ausgesetzt

Die Vermittlungsabsprache zwischen der Bundesagentur für Arbeit (BA) und der brasilianischen Pflegekammer Conselho Federal de Enfermagem (Cofen) wurde Ende des Jahres 2023 ausgesetzt, wie das Bundesarbeitsministerium (BMAS) und die BA bestätigt haben. Durch das Programm, das im Juni 2022 startete, rekrutierten deutsche Unternehmen mit Unterstützung der Bundesagentur Pflegekräfte aus Brasilien. Berichten zufolge gab es vermehrt Beschwerden über den Umgang mit den abgeworbenen Pflegekräften. Einige deutsche Vermittler, die mit der BA zusammenarbeiten, verlangten von Bewerbern die Rückzahlung der Kosten für Deutschkurse, die Reise und die Anerkennungsprozedur, falls diese den Vertrag kündigen. Es wurden auch Fälle gemeldet, in denen Pflegekräften die berufliche Anerkennung verwehrt wurde, was ihre Karrierechancen einschränkte.

Christine Vogler, die Präsidentin des Deutschen Pflegerats (DPR), bezeichnete die Situation als „Skandal“ und kritisierte die diskriminierende Haltung, die durch den Druck auf die Pflegekräfte entsteht. Sie betonte, dass es zum unternehmerischen Risiko gehöre, dass Mitarbeiter ihre Stellen wechseln, wenn die Arbeitsbedingungen nicht zufriedenstellend sind. Ein Sprecher der Bundesagentur wies darauf hin, dass es keine bekannten Fälle von Pflegekräften gebe, die trotz erfolgreicher Anerkennung als Fachkraft nur als Hilfskräfte eingesetzt werden. Ebenso seien der BA keine zurückgeforderten Rekrutierungskosten bekannt. Die Vermittlungsabsprache schließt Arbeitgeber aus, die Klauseln mit Rückzahlungsverpflichtungen in ihren Verträgen haben.

Die brasilianische Regierung äußerte Bedenken hinsichtlich der Vermittlungsabsprache und zweifelte an dem angeblichen Überschuss an Pflegefachkräften in Brasilien. Dem gegenüber steht die Aussage des Bundesarbeitsministeriums, dass jede zehnte Pflegekraft in Brasilien arbeitslos sei. Die Aussetzung der Vermittlungsabsprache zeigt die Komplexität und die Herausforderungen bei der Rekrutierung ausländischer Pflegekräfte in Deutschland auf und unterstreicht die Bedeutung fairer und transparenter Arbeitsbedingungen für Fachkräfte im Gesundheitswesen.