Augsburg

Biergarten-Tradition in Augsburg: Wo das eigene Vesper noch erlaubt ist

In Augsburgs Biergärten, wie der Kulperhütte und dem Kastaniengarten, ist das Mitbringen von Brotzeit nach bayerischer Tradition weiterhin erlaubt, doch immer weniger Gäste nutzen dieses Angebot, was auf einen Wandel in der Gastronomie und Esskultur hinweist.

Das Mitbringen von selbstgemachtem Essen in Restaurants ist häufig nicht gerne gesehen, doch bayerische Biergärten bieten eine Ausnahme zu dieser Regel. Diese Tradition, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht, erlaubt es Gästen, ihre eigene Brotzeit in Selbstbedienungsbereichen zu genießen, während sie ein Bier bestellen. In Augsburg gibt es Biergärten, die diese Regel nach wie vor beachten, doch wie sieht die Realität im Bezug auf das Mitbringen von Essen aus?

Die Realität im Augsburger Biergarten

In mehreren Biergärten in Augsburg zeigt sich ein Rückgang der Gäste, die tatsächlich ihre eigene Brotzeit mitbringen. Die Kulperhütte in Göggingen hält zwar an der Tradition fest, doch Tim Jirousch aus der Geschäftsleitung berichtet, dass dies vor allem von der älteren Generation genutzt wird. „Es sind nur einzelne Personen, die das Angebot in Anspruch nehmen“, erklärt er und hebt hervor, dass Gruppen, die ihr eigenes Essen mitbringen, immer seltener werden.

Inzidenztracker

Ausnahmen bestätigen die Regel

Im Kastaniengarten des Botanischen Gartens wird Gästen erlaubt, ihre eigene Verpflegung mitzubringen, solange sie eine Maß bestellen. Ein Angestellter merkt jedoch an, dass es kaum vorgekommen sei, dass Gäste wirklich ihr Essen mitbringen. Stattdessen sei der Trend eher, eigene Getränke in den Biergarten zu bringen, was für die Gastronomie problematisch sei, da hiermit ein Großteil der Einnahmen erzielt wird.

Braucht die Tradition eine Auffrischung?

Auch in der Schlossgaststätte Wellenburg wird die bayerische Tradition gewahrt. Doch hier ist, wie auch im Kastaniengarten, zu beobachten, dass nur wenige Gäste ihr eigenes Essen mitbringen. Viele haben die Regelungen nur ungenau im Kopf und rufen oft im Voraus an, um sich zu erkundigen.

Im Riegele Biergarten, einer der größten in Augsburg, wird das Mitbringen von Brotzeit weiterhin gestattet, allerdings müssen die Getränke von dort bezogen werden. Auch hier greifen nur wenige Gäste auf diese Möglichkeit zurück, da sie es als bequem empfinden, alles vor Ort zu bestellen.

Fazit und Ausblick

Die Frage, ob die Tradition des Mitbringens von eigene Brotzeit in Augsburger Biergärten noch zukunftsfähig ist, bleibt offen. Wenn junge Leute, die oft die Besucherzahlen bestimmen, weniger traditionell eingestellt sind und auf eine bequeme Lösung setzen, könnte es notwendig sein, die bestehenden Regeln zu überdenken. Die bayerische Biergartenverordnung erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit, doch die Umsetzung könnte eine neue Richtung benötigen, um die Tradition lebendig zu halten.

Lebt in München und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"