Leon Brainer aus Aschaffenburg ist ein besonderes Phänomen: Der 32-Jährige kann sich noch genau an seine Neujahrsvorsätze für das Jahr 2025 erinnern. Dies ist umso bemerkenswerter, da die meisten Menschen spätestens nach drei Monaten ihre Vorsätze aufgeben. Brainer hat sich vorgenommen, weniger soziale Medien zu nutzen, mehr Wasser zu trinken und fünf Mal am Tag Eisbaden zu gehen. Diese außergewöhnliche Erinnerung wurde während einer Routineuntersuchung von Neurologe Franz Hirnbichler entdeckt, der nun die Ursachen für Brainers Gedächtnisforschung ergründen möchte. Dabei könnte auch eine erbliche Vorbelastung eine Rolle spielen.
Der Neurologe Hirnbichler beruhigt Brainer und erklärt ihm, dass er sich keine Sorgen über mögliche Spätschäden oder gesellschaftliche Ausgrenzung machen muss, solange er seine Vorsätze nicht umsetzt. Diese Aussage könnte Brainer sogar motivieren, die Vorsätze in die Tat umzusetzen, was wiederum die Frage aufwirft, wie Neujahrsvorsätze im Allgemeinen wahrgenommen und in die Lebensführung integriert werden können.
Die Faszination der Neujahrsvorsätze
Jährlich fassen 30 bis 40 Prozent der Menschen Neujahrsvorsätze, ein Trend, der mit dem Jahreswechsel stark in Verbindung steht. Prof. Dieter Frey, Sozialpsychologe an der Ludwig-Maximilians-Universität München, betont, dass dieser Zeitraum zur Reflexion anregt und neue Perspektiven eröffnet, die für die persönliche Entwicklung entscheidend sind. Es ist wichtig, konkrete Ziele zu setzen und realistische Verhaltensänderungen zu formulieren, wie beispielsweise „Ich möchte zehn Kilo abnehmen, in jedem Monat eines“. Mit effektiven Strategien wie Wenn-Dann-Plänen lässt sich die Umsetzung wesentlich verbessern.
Dennoch zeigen Umfragen, dass fast jeder Dritte seine Vorsätze nach maximal drei Monaten aufgibt. Laut einer aktuellen Analyse sind Schwierigkeiten beim Einhalten der Vorsätze oft mit emotionalen Aspekten verbunden. Angenehme Emotionen motivieren, während unangenehme Emotionen meist gemieden werden. Deshalb ist es wichtig, positive Emotionen mit den Vorsätzen zu verknüpfen.
Tipps zur Umsetzung von Neujahrsvorsätzen
Frauke Niehues, Psychologin aus Gießen, gibt praktische Tipps, um den Durchhalt von Neujahrsvorsätzen zu unterstützen. Sie rät, sich auf einen bestimmten Vorsatz zu konzentrieren, bevor man weitere hinzunimmt und empfiehlt, diesen konkret zu formulieren. Anstatt gleich mit einem Triathlon zu starten, sollte man kleine, realistische Ziele, wie beispielsweise Joggingeinheiten, einplanen.
Zusätzlich betont Niehues die Wichtigkeit von sozialer Unterstützung. Das Teilen der Vorsätze mit Freunden und Familie kann wertvolle Motivation bieten. Belohnungen für kleine Erfolge sind ebenfalls eine gute Methode, um die Motivation hochzuhalten. So sollten Anreize geschaffen werden, die sofortige Belohnungen nach Erreichung kleiner Ziele beinhalten.
Die Herausforderung, Neujahrsvorsätze tatsächlich durchzuhalten, ist also nicht nur eine persönliche, sondern auch eine soziale Angelegenheit. Wie das Beispiel von Leon Brainer zeigt, ist es möglich, sich an seine Vorsätze zu erinnern und diese zu verfolgen, auch wenn dies nicht unbedingt die Norm ist. Die Frage ist, welche Strategien dabei helfen, damit auch andere von Brainers Erfolg profitieren können.
Insgesamt ist die Beziehung zwischen Neujahrsvorsätzen, Gedächtnis und sozialer Unterstützung von großer Bedeutung. Ein ausgeglichener Ansatz, der Positive Emotionen fördert und realistische Ziele setzt, könnte der Schlüssel zum langfristigen Erfolg sein.
Weitere Informationen zur Thematik finden Sie hier: Welt, Das Gehirn, und Tagesschau.