Eine Familie aus Trostberg hat ihren langjährigen Trachtenverein verlassen, da ihre Söhne Simon (5) und Anton (15) lange Haare trugen und deswegen negativ behandelt wurden. Die Eltern, Evi und Markus Heigermoser, hatten eine tiefe Verbundenheit zum Verein und waren seit ihrer Kindheit darin aktiv. Evi Heigermoser war Schriftführerin, und ihr Mann engagierte sich als Vorstand und Jugendleiter. Den Auslöser für den Vereinsaustritt bildeten die blonden, langen Haare der Söhne, insbesondere die Haarsituation des älteren Sohnes, der bei Plattler-Wettbewerben zuvor aufgrund seiner Frisur Punktabzüge erhalten hatte.
Die Familie betonte, dass es ihnen nicht um die Platzierungen bei Wettbewerben ging, sondern vielmehr um die Gerechtigkeit und die demütigenden Kommentare, denen die Söhne ausgesetzt waren. Trotz ständiger Bemühungen, die Haare gemäß den Vorschriften unter dem Hut zu verstecken, wurden sie negativ beurteilt. Der 15-jährige Sohn Anton reagierte auf die Situation, indem er nach einem Wettbewerb seinen Hut abnahm und seine langen Haare zeigte. Selbst der jüngere Bruder, genannt Simmerl, wurde mit abfälligen Kommentaren konfrontiert, was die Eltern als inakzeptabel empfanden.
Die Zuspitzung erfolgte während der Jahreshauptversammlung im Januar, als ein Ehrenmitglied die Familie aufforderte, den Kindern die Haare zu schneiden. Obwohl die Vereinssatzung keine spezifische Regelung zu Haarlängen enthielt, wurden die Eltern von anderen Mitgliedern bedrängt, die Haare der Söhne zu kürzen. Diese negative Erfahrung führte dazu, dass die Familie Heigermoser beschloss, den Trachtenverein zu verlassen, dessen Mitgliedschaft sie über viele Jahre geprägt hatte.
In Trachtenvereinen sind äußerliche Vorschriften oft umstritten, wie ein früherer Vorfall Ende 2022 zeigt, bei dem Kinder aufgrund der Haarlänge ihrer Gesangslehrerin vom Auftritt ausgeschlossen wurden. Experten wie Erich Tahedl vom Bayerischen Trachtenverband betonen jedoch, dass die Regeln von den einzelnen Gauverbänden festgelegt werden und Flexibilität wichtig ist. Alexander Karl Wandinger, Trachtenexperte, betont die Notwendigkeit, den Trachtbegriff neu zu interpretieren und betont, dass lange Haare bei Buben heutzutage normal sind. Die Familie Heigermoser sucht nun nach einem neuen Trachtenverein, um ihren Kindern die Möglichkeit zu bieten, ihre Traditionen fortzusetzen, und stößt auf Herausforderungen und Vorurteile.