Hubert Aiwanger, der Vorsitzende der Freien Wähler, sieht sich in der deutschen Medienlandschaft unzureichend gewürdigt. In einem aktuellen Interview äußert er Neid auf die BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht, die seiner Meinung nach aufgrund ihrer Präsenz in Talkshows und ihrem Aussehen mehr mediale Aufmerksamkeit genießt. Aiwanger, der zuletzt im Juli und November 2022 in der Sendung von Markus Lanz zu Gast war, bemängelt, dass die Medien seine Partei bewusst ignorieren. Dies bezeichnet er als Zeichen für eine nicht neutrale Presse und kritisiert die Vorabberichterstattung zum Dreikönigstreffen seiner Partei als unzureichend. Aktuelle Umfragen zeigen, dass die Freien Wähler im Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl im Februar die Fünf-Prozent-Hürde vermutlich nicht erreichen werden, und sie liegen in Bayern mit nur 4 Prozent gleichauf mit Wagenknechts Bündnis.

Aiwanger insistiert, dass eine gesteigerte Medienpräsenz den Erfolg seiner Partei maßgeblich beeinflussen könnte. Diese Einschätzung unterstreicht die zentrale Rolle der Medien im politischen Wahlkampf. Laut einer Analyse zu den Funktionen von Wahlkämpfen sind Massenmedien entscheidend für beide Hauptfunktionen: Information und Mobilisierung der Wähler. Die Berichterstattung führt oft dazu, dass Themen gesetzt werden und sogar die Einstellungen der Wähler beeinflusst werden.

Wählermobilisierung und Medienkritik

Während eines Auftritts beim Politischen Frühschoppen Gillamoos, einem traditionellen Jahrmarkt in Bayern, wurde Aiwanger von seinen Anhängern bejubelt. In seiner Rede kritisierte er die Ampelregierung scharf und verdammte die öffentliche Debatte über kulturelle Themen wie die Kritik an Winnetou sowie die Diskussion um „Insektenbeimischungen beim Bäcker“. Er macht deutlich, dass er trotz anhaltender Kritik, unter anderem wegen der sogenannten Flugblatt-Affäre, die er als „Schmutzkampagne“ bezeichnet, weiterhin Vize-Regierungschef und bayerischer Wirtschaftsminister bleibt.

Politikberater Johannes Hillje stellt Aiwangers Darstellung als Opfer einer Medienkampagne in Frage und warnt, dass dieser Fokus von den wesentlichen Inhalten der Berichterstattung ablenkt. Er beschreibt Aiwanger als „Helden eines angeblichen Konflikts“ zwischen Bürgern und Medien. Diese Dynamik wird auch von Medienethikern wie Christian Schicha hervorgehoben, der Parallelen zu Donald Trump zieht und darauf hinweist, dass Aiwangers Medienkritik bei bestimmten Bevölkerungsgruppen Anklang finden könnte.

Einfluss der Massenmedien auf Wahlen

Die Berichterstattung in den Medien spielt eine entscheidende Rolle bei der Beeinflussung von Wahlentscheidungen. Studien zeigen, dass die Medien oft bestehende Meinungen verstärken, jedoch selten politische Einstellungen radikal verändern. Politische Parteien müssen daher strategisch auf Medienpräsenz setzen, um ihre Themen zu pushen und die Wähler zu mobilisieren. Öffentlich-rechtliche Medien sind verpflichtet, Parteien Wahlwerbespots zu senden, was die Sichtbarkeit der politischen Akteure stark erhöhen kann.

Die Diskussion über Medienwirkungen ist vielschichtig. Während die Mehrheit der Bevölkerung Fernsehen, Zeitungen und Radio konsumiert, variieren die Mediennutzungsmuster zwischen den alten und neuen Bundesländern. Aiwanger betont, dass seine Partei in der medialen Wahrnehmung einen entscheidenden Nachteil hat, was sich in den bevorstehenden Wahlen möglicherweise fatal auswirken könnte.