Die Situation der deutschen Landwirtschaft bleibt angespannt, wie ZVW berichtet. Ein Jahr nach landesweiten Protesten mit Traktoren fühlen sich die Landwirte vor der wichtigen Agrarmesse Grüne Woche in Berlin zunehmend unter Druck. Der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), Joachim Rukwied, fordert einen Neustart in der Landwirtschaftspolitik und warnt vor einer „stotternden“ zukunft der Branche, insbesondere im Getreidesektor.

Die aktuelle Geschäftslage der Landwirte ist schwierig. Die durchschnittlichen Gewinne der Betriebe sanken im Wirtschaftsjahr 2023/24 auf 77.500 Euro, ein Rückgang von 29% im Vergleich zum Vorjahr. Hohe Kosten für Energie, Pflanzenschutz und Dünger setzen vielen Höfen zu. Besonders betroffen sind arbeitsintensive Kulturen wie Spargel und Erdbeeren, die unter der Erhöhung des Mindestlohns leiden. Positiv hervorzuheben ist der Milchsektor, der aktuell der einzige Lichtblick ist.

Proteste und Debatten zur Agrarpolitik

Die Proteste der Landwirte sollen bei der Internationalen Grünen Woche auch in diesem Jahr im Mittelpunkt stehen, ebenso wie die laufenden Debatten über Subventionen und die Agrarpolitik insgesamt. Am 25. Januar 2024 informierte sich eine Delegation des Bundestagsausschusses für Ernährung und Landwirtschaft vor Ort. Der Dialog zwischen Stadt- und Landbevölkerung wird als wichtig erachtet, insbesondere unter dem Aspekt einer gerechteren Verteilung der Wertschöpfungskette in der Landwirtschaft. Rukwied äußerte in diesem Rahmen seine Besorgnis über die negative Stimmung in der Branche und die Verantwortung der Politik dafür.

Ein zentraler Punkt auf der Agenda ist das Thema Nachhaltigkeit. Das Motto der Messe lautet „Nachhaltigkeit, Ernährungssicherheit und Agribusiness“, wobei der Fokus auf dem Umbau der Landwirtschaft sowie neuen Techniken und pflanzenbasierten Lebensmitteln liegt. Dies ist besonders relevant in Anbetracht der Forderungen des WWF, der eine grundlegende Reform der Agrarpolitik fordert, um den Artenverlust und die Umweltverschmutzung zu bekämpfen. Die gesellschaftliche Unterstützung für solche Maßnahmen wächst, wie eine WWF-Umfrage zeigt.

Ökologische Herausforderungen der Landwirtschaft

Die ökologische Krise ist nicht zu übersehen. Die Landwirtschaft trägt zur Zerstörung der biologischen Vielfalt in Deutschland bei, und viele Ziele zum Erhalt derselben werden nicht eingehalten. Intensive Bodennutzung führt zu Problemen wie Bodenverdichtung und Erosion, was die natürliche Bodenfruchtbarkeit verringert. Ein Umdenken ist dringend nötig, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Der WWF hebt hervor, dass nachhaltige staatliche Förderungen und faire Preise für Landwirte unerlässlich sind für eine positive Wende in der Agrarpolitik.

Die anstehenden Wahlen könnten möglicherweise neue Perspektiven für die Agrarpolitik eröffnen. So plant die Union nach der Wahl eine Korrektur des als „Kardinalfehler“ bezeichneten Endes der Steuervergünstigungen beim Agrardiesel. Rukwied unterstreicht die dringende Notwendigkeit, auch die Denkweise der künftigen Regierung zu ändern – weg von kurzfristigen Reaktionen hin zu einer langfristigen Strategie, die Klima- und Umweltschutz, Biodiversität und Tierwohl berücksichtigt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Versicherungen und Planungen für die Zukunft der Landwirtschaft entscheidend sind, um den Herausforderungen von heute und morgen erfolgreich begegnen zu können. Landwirte und Verbraucher sind gleichermaßen gefordert, damit der Erfolg von Bio-Lebensmitteln an der Ladentheke nicht nur eine trendige Ausnahme bleibt.