Im Neubaugebiet „Waldsiedlung“ in der Gemeinde Boostedt wurde ein komplexes Immobilienprojekt geplant. Die Gemeinde suchte seit über einem Jahr Investoren für einen Gebäudekomplex, der ursprünglich 102 Wohnungen auf vier Flächen umfassen sollte. Dieses Projekt wurde von der Firma H-Projektierung aus Neumünster entwickelt, mit dem Ziel, knapp die Hälfte der Wohnungen sozial gefördert zur Verfügung zu stellen. Zudem waren barrierefreie Wohnungen sowie Stellplätze für Fahrräder und Autos gefordert.

Wie kn-online.de berichtet, hat die Gemeinde jedoch Abstand von diesen ursprünglichen Plänen genommen, da sie Schwierigkeiten hatte, geeignete Investoren zu finden. Bürgermeister Hartmut König (CDU) erklärte, dass das Interesse an den vorausgesetzten Konditionen gesunken sei, sodass die Gemeindevertretung im Dezember 2024 mehrheitlich (12 von 16 Stimmen) beschloss, die Konzeptbindung für den Geschosswohnungsbau aufzuheben. Diese Entscheidung ermöglicht es Investoren, den Wohnkomplex ohne die sozial geförderten Wohnungen zu realisieren.

Die Folgen für die Bevölkerung

Die Entscheidung der Gemeinde hat bei verschiedenen Parteien und Initiativen für Unmut gesorgt. So kritisiert Christoph Besser von der Initiative Solidarisches Dorf den Beschluss und fordert mehr politischen Gestaltungswillen. Aktuell gibt es in Boostedt lediglich zwölf mietpreisgebundene Sozialwohnungen, während über 200 Menschen Anspruch auf eine öffentlich geförderte Wohnung haben. Bürgermeister König sieht den Wunsch der Bürger nach neuem Wohnraum und verweist auf die Notwendigkeit, die Zusammenarbeit mit Investoren zu optimieren, um bezahlbaren Wohnraum für ältere Menschen zu schaffen.

In den letzten Jahren hat sich das Bild des geförderten Wohnungsbaus gewandelt. Laut fokus-wohnen-deutschland.de haben Investoren zunehmend Interesse an sozialem Wohnungsbau, da geförderte Wohnungen nicht mehr ausschließlich mit sozialen Brennpunkten assoziiert werden. Außerdem ähneln diese Wohnungen in Form und Ausstattung freifinanzierten Objekten. Die aktuellen Fördermodelle bieten Zuschüsse, die es ermöglichen, die Mieten wettbewerbsfähig zu gestalten.

Die Baukosten für geförderte Wohnungen liegen zwischen 4.700 und 4.800 Euro pro Quadratmeter, während für frei finanzierte Wohnungen 5.000 Euro kalkuliert werden. Daher wird geförderter Wohnungsbau als attraktive Investmentnische wahrgenommen, insbesondere für Spezialfonds und Pensionskassen, die einen langfristigen Anlagehorizont suchen.

Bedarf nach Seniorenwohnungen

Ein weiterer Aspekt, der den Bau geförderter Wohnungen antreibt, ist die steigende Nachfrage nach seniorengerechtem Wohnraum. Bis 2035 wird der Anteil der Rentner in Deutschland um 22 % steigen, wobei bis 2030 rund 3 Millionen altersgerechte Wohnungen benötigt werden. Dies stellt ein drängendes Problem dar, da vielen älteren Menschen geeignete Wohnungen fehlen. Sueddeutsche.de berichtet von Initiativen wie Bauprojekten, die barrierefreie Wohnungen, Tagespflege und andere Dienstleistungen berücksichtigen.

Die Entwicklungen in Boostedt spiegeln eine Herausforderung wider, die viele Gemeinden in Deutschland betrifft: der Mangel an bezahlbarem Wohnraum für verschiedene Bevölkerungsgruppen. Um den Anforderungen gerecht zu werden, ist ein Umdenken im Umgang mit gefördertem Wohnungsbau nötig, um sowohl den Bedürfnissen der Bevölkerung als auch den Interessen der Investoren Rechnung zu tragen.