In Bayern wird erneut über die Anerkennung des Bairischen als Regional- oder Minderheitensprache diskutiert. Der Förderverein für Bairische Sprache und Dialekte hat hierzu einen umfassenden Antrag an die Staatsregierung eingereicht. Diese Initiative entstand aus einer Petition, die von über 22.000 Menschen unterstützt wurde. Das Bairische, welches seit 2009 auf der UNESCO-Liste der gefährdeten Mundarten steht, gilt als bedroht und bedarf daher besonderer Aufmerksamkeit und Förderung.
Der Antrag zielt darauf ab, Bairisch in die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen aufzunehmen. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, Mitglied der Freien Wähler, zeigt sich unterstützend für diese Initiative. Positive Rückmeldungen kommen auch von der CSU, wo Landtags-Fraktionschef Klaus Holetschek die Bedeutung bayerischer Dialekte für das Heimatgefühl und die kulturelle Identität hervorhebt. Er betont, dass die bayerischen Mundarten als wertvolles Kulturgut erhalten und lebendig bleiben sollten.
Unzureichende Förderung der Mundarten
Der Förderverein macht auf den besorgniserregenden Rückgang der Bairisch-Sprecher aufmerksam, besonders unter Kindern und Jugendlichen. Das Unterfränkische Dialektinstitut unterstützt den Antrag und fordert zusätzlich die Anerkennung von „Fränkisch“ und „Schwäbisch“. Monika Fritz-Scheuplein von diesem Institut sieht die Stärkung der regionalen Mundarten als eine wichtige Aufgabe der Schulen.
Anders als im Norden Deutschlands, wo Niederdeutsch bereits seit 1998 als Regionalsprache anerkannt ist und an 51 Modellschulen unterrichtet wird, bleibt der Gebrauch von Bairisch im Bildungssystem bislang selten. Das Kultusministerium hat sich bislang nicht zu diesem bedeutsamen Antrag geäußert, sodass die Entscheidung über die Petition zunächst vom zuständigen Ausschuss und schließlich vom Landtag abhängt.
Kulturelle Vielfalt und deren Bedeutung
Im weiteren Kontext ist die Bedeutung von Minderheiten- und Regionalsprachen in Deutschland zu betrachten. Zu diesen zählen unter anderem Dänisch, von der dänischen Minderheit, sowie Ober- und Niedersorbisch, die von den Sorben gesprochen wird. Der Schutz und die Förderung dieser Sprachen sind nicht nur ein kulturelles Erbe, sondern tragen auch zur Toleranz und Akzeptanz in einer pluralistischen Gesellschaft bei. Deutschland hat 1992 die „Charta der Regional- und Minderheitensprachen“ des Europarats unterzeichnet, die darauf abzielt, kulturelle Vielfalt zu bewahren.
Die Herausforderungen, die mit der Erhaltung dieser Sprachen verbunden sind, sind vielfältig. Besonders die Gewinnung junger Menschen für den fortdauernden Gebrauch dieser Sprachen ist eine zentrale Aufgabe. Unterstützt wird diese Initiative durch finanzielle Mittel, die von der Bundesregierung, den Ländern und den Kommunen bereitgestellt werden. Zudem bestehen beratende Ausschüsse, die sich mit den Belangen der nationalen Minderheiten auseinandersetzen und eine enge Zusammenarbeit mit dem Europarat, der EU und der OSZE anstreben.
Mit dem Antrag zur Anerkennung des Bairischen als Minderheitensprache hoffen die Initiatoren, nicht nur die Bairisch-Sprecher zu unterstützen, sondern auch eine breitere gesellschaftliche Diskussion über den Stellenwert regionaler Sprachen in Deutschland anzustoßen.
Für weitere Informationen zu diesem Thema können inFranken, Bayerische Staatszeitung und Deutschland konsultiert werden.