Im Foyer der Fruchthalle Kaiserslautern hat am Freitag, dem 10. Januar 2025, die Ausstellung „Vor dem Spiegel“ mit dem Künstler Bahaiden eröffnet. Die durchgängige Farbgestaltung in Gelb und Orange gibt den Tafeln im vertikalen Panoramaformat an den Wänden eine lebendige Ausdruckskraft. Bahaiden, dessen bunte und abstrakte Spiegelbildmalerei im oberen Drittel jeder Tafel zu finden ist, thematisiert in seinen Werken sowohl die Freude als auch die Trauer des menschlichen Daseins und möchte „Unsichtbares sichtbar machen“. Diese tiefsinnige Aussage begleitet die Besucher auf ihrem Rundgang, der Muße erfordert, um die emotionalen Inhalte der Werke zu erfassen.
Der Kurde, 1970 in Mannheim geboren, blickt auf eine bewegte Fluchtgeschichte zurück, die ihn während des Regimes von Saddam Hussein aus dem Irak nach Deutschland führte. Nach einem mühsamen Fluchtweg, der neun Monate ohne Aufenthaltserlaubnis in der Türkei sowie Stationen in Griechenland und Frankreich umfasste, bezeichnet er sich heute als unpolitisch, trotz seines bewegten Hintergrunds. Diese Erfahrungen spiegeln sich auch in seiner Kunst, die er seit 1985 in internationalen Gruppenausstellungen präsentiert hat, darunter in Ländern wie Japan, Spanien und USA.
Künstlerische Botschaft und Laudatio
Der Titel der Ausstellung verweist auf das Spiegelsymbol in monotheistischen Religionslehren und ermutigt die Betrachter, reflektierte Bilder wahrzunehmen. Dabei zeigt Bahaiden „ehrliche und selbstkritische Gesichtszüge“. Die symbolische Farbgestaltung soll nationale Grenzen einreißen und für Freiheit stehen. Der Kunsthistoriker Dr. Benno Lehmann, der Bahaiden seit 20 Jahren begleitet, führte in die Ausstellung ein und betonte die Bedeutung von Farbnuancen und Kontrasten für den Kampf um eine humanitäre Welt. Ein Grußwort sprach Dr. Christoph Dammann, Direktor des städtischen Referates Kultur.
Die Ausstellung ist bis zum 11. Februar 2025 zu sehen und kann mittwochs von 9 bis 14 Uhr sowie bei Abendveranstaltungen besucht werden. Der Eintritt ist frei, was Bahaidens Kunst für ein breites Publikum zugänglich macht.
Der kulturelle Kontext
Die Ausstellung von Bahaiden fügt sich in einen größeren Diskurs über kurdische Kunst ein, die häufig durch persönliche und politische Themen geprägt ist. Diese Thematik zeigt sich auch in den Arbeiten anderer kurdischer Künstler wie Fatoş Irwen, dessen Ausstellung in Berlin derzeit ebenfalls für Aufsehen sorgt. Irwens Werke, die unter anderem ihre Erfahrungen mit Krieg, Hunger und Umweltzerstörung thematisieren, stehen in einem spannenden Kontrast zu den emotionalen und reflektierenden Aspekten von Bahaidens Kunst.
Irwen, die selbst aktivistisch engagiert ist, thematisiert in ihren Arbeiten den Körper der Frau und die Bedeutung ihrer Heimatstadt Diyarbakır. Diese Verknüpfungen zwischen individueller und kollektiver Identität verdeutlichen, wie Kunst aus Krisen hervorgeht und als Medium der Selbstbehauptung dient. So zeigt sich, dass der Einfluss und die Inspiration, die zwischen verschiedenen Kunstwerken und Künstlern fließen, ein tragendes Element der gegenwärtigen kurdischen Kunstszene bilden.