Ein ehemaliger Altenpfleger aus Albstadt im Zollernalbkreis wurde vor Gericht verurteilt, weil er sich an zwei Patientinnen sexuell vergangen hatte. Pflegewissenschaftler Johannes Nau, Schulleiter am Evangelischen Bildungszentrum für Gesundheitsberufe in Stuttgart, betonte in einem Interview mit dem SWR, dass solche Vorfälle vorkommen, aber die Mehrheit der sexuellen Übergriffe in der Pflege von den Patienten ausgeht.
Nau erklärte, dass die Definition von sexueller Gewalt subjektiv ist und daher schwer zu quantifizieren. Laut einer wissenschaftlichen Umfrage unter Pflegepersonal im Jahr 2023 stammen die meisten sexuellen Übergriffe in Pflegeheimen tatsächlich von den Bewohnern. Pflegerinnen und Pfleger seien eher die Betroffenen.
Obwohl der Pflegeberuf mit viel Körperkontakt verbunden ist, betonte Nau, dass sexuelle Übergriffe überall passieren können, wo Menschen aufeinandertreffen. Dennoch liege die Verantwortung der Pflegekräfte darin, die Bewohner zu schützen. Er betonte, dass Einverständnis für jeglichen Körperkontakt notwendig sei und dass Pflegekräfte darauf achten müssen, dass sich niemand bedrängt fühlt.
Um sexuellen Übergriffen vorzubeugen, sollten Pflegekräfte Anzeichen wie blaue Flecken, übermäßige Schreckhaftigkeit oder unerklärliche Verletzungen ernst nehmen und im Team besprechen. Nau betonte, dass die gesamte Pflegeeinrichtung, einschließlich der Leitungen, in der Verantwortung stehe, präventive Maßnahmen zu ergreifen, wie Schulungen und eine klare Leitbildpolitik zur Sicherstellung des Wohlbefindens der Bewohner.
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