Franz Kafka hat zwar keine Theaterstücke verfasst, dennoch adaptieren Theater im Kafka-Jahr 2024, 100 Jahre nach seinem Tod, seine Werke. Eines der beliebtesten Werke für die Bühne ist „Der Prozess“, da es sich aufgrund der Dialoge gut für Schauspieladaptionen eignet. Die Inszenierung am Theater Ulm unter der Regie von Malte Kreutzfeldt begeistert mit innovativen Ansätzen und visuellen Elementen.
Kreutzfeldt beginnt seine Adaption von Kafkas „Der Prozess“ mit der Parabel „Vor dem Gesetz“, in der ein Mann vergeblich sein Leben lang auf Einlass durch einen Türhüter wartet. Die Schauspieler:innen in grauer und schwarzer Kleidung sprechen abwechselnd die Erzählung, gefolgt von Frank Röder, der die Hauptrolle des Josef K. übernimmt und auf einem Laufband agiert.
Das Bühnenbild beeindruckt mit einem weißen Kubus und schemenhaften Gestalten, die langsam die Treppenaufgänge erklimmen und dann plötzlich hinunterstürzen, was eine Parallele zu einer Kafka-Erzählung darstellt. Die klare Farbsymbolik und der deklamatorische Einsatz der Darsteller verleihen der Aufführung eine opernhafte Wucht.
Der Fokus liegt auf Frank Röder, der als Josef K. auf dem Laufband mit beschränkten Mitteln agiert und die Textmassen regelrecht bekämpft. Trotz der starken Inszenierung und handwerklichen Lösungen bleibt die Frage nach Schuld und Unrecht wie bei Kafka unbeantwortet. Die Aufführung zeigt eine klare und konzeptionierte Interpretation, die die Literatur Kafkas eindrucksvoll zum Leben erweckt.
Die Inszenierung von „Der Prozess“ am Theater Ulm nach dem Romanfragment von Franz Kafka unter der Regie von Malte Kreutzfeldt bietet eine einzigartige Interpretation des Werks. Mit einem fesselnden Bühnenbild, innovativen Inszenierungselementen und starken schauspielerischen Leistungen wird die vielschichtige Welt von Kafka auf beeindruckende Weise zum Leben erweckt.
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