Die Wissenschaft hat kürzlich einen bedeutenden Fortschritt im Verständnis der Bestäubungsmechanismen von Pflanzen gemacht. Ein Forschungsteam unter der Leitung der Universität Ulm hat entdeckt, dass die Duftstoffe von Blüten nicht nur die Insekten anziehen, sondern auch als Geschmacksstoffe im Nektar wirken. Diese Entdeckung könnte weitreichende Auswirkungen auf die Landwirtschaft und insbesondere auf den Einsatz von Hummeln als Bestäuber haben. Die Ergebnisse dieser Studie wurden in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht, und sie zeigen, wie ein chemisches Leitsystem, das von Blüten ausgeht, Hummeln direkt zum Nektar führt. Die Universität Ulm berichtet, dass Pflanzen durch die Abgabe von flüchtigen organischen Substanzen nicht nur den Duft in die Luft, sondern auch in den Nektar einbringen, wodurch Insekten wie Bienen und Hummeln sowohl riechen als auch schmecken können.
Im Rahmen dieser Studie wurden moderne Analysemethoden verwendet, um flüchtige organische Substanzen zu identifizieren. Dabei stellte sich heraus, dass die Duftstoffe in Pflanzenarten mit komplexen Blüten räumlich verteilt sind. Manche davon sind nur im Nektar vorhanden, was eine gezielte Bestäubung fördert und Nektardiebe, die nur den Nektar stehlen, abschreckt. Diese Entwicklung der Pflanzen kann als eine Art „chemischer Türsteher“ betrachtet werden.
Mechanismen der Bestäubung
Die Bestäubung ist ein zentrales Element im Lebenszyklus von Pflanzen. Sie umfasst die Übertragung von Pollen auf die Samenanlage oder Narbe der Fruchtblätter. Bei Samenpflanzen keimt das Pollenkorn, bildet einen Pollenschlauch und kann Spermienzellen an die Eizelle abgeben. Diese Prozesse sind entscheidend für die Befruchtung und die Bildung von Zygoten. Pollenkörner können durch Wind oder Tiere, hauptsächlich Insekten, übertragen werden. Unter den verschiedenen Bestäubern spielen Hummeln eine wichtige Rolle, da sie an frühen Morgenstunden aktiv sind und daher besonders effektiv bei der Bestäubung kurz blühender Kulturpflanzen wie Pflaumen, Pfirsichen und Mandeln sind Koppert Bio erklärt.
Für die Bestäubung von Pflanzen mit kurzer Blütezeit haben Züchter innovative Lösungen entwickelt. Der „Natupol Booster“ zum Beispiel ist speziell für diese Pflanzen konzipiert und maximiert das Nektarangebot in der kurzen Blühphase. Für lang blühende Kulturpflanzen, wie Äpfel und Birnen, wird der „Tripol“ mit mehreren Kolonien von Hummeln empfohlen, um eine kontinuierliche Bestäubung zu gewährleisten.
Die Rolle von Duftstoffen und Geschmacksstoffen
Die Entdeckung des Ulmer Forschungsteams zeigt, dass Duftstoffe eine zusätzliche Rolle als Geschmackssignale haben. Bestäuber wie Hummeln reagieren unterschiedlich auf die in den Blüten verfügbaren Duft- und Geschmacksstoffe. Beispielsweise ziehen Stoffe wie Vanillin Hummeln an, während andere Substanzen von diesen Insekten eher gemieden werden. Diese spezifische räumliche Verteilung der Duft- und Geschmacksstoffe ist entscheidend und fördert nicht nur die Bestäubung, sondern hilft auch, Nektardiebe fernzuhalten. Die Bedeutung dieser Erkenntnisse geht über die untersuchten Arten hinaus und eröffnet neue Perspektiven für die Nutzung von Duftstoffen in der Landwirtschaft.
Insgesamt zeigt die Forschung, dass die komplexe Interaktion zwischen Duftstoffen, Geschmacksstoffen und Bestäubern entscheidend für den Erfolg der Bestäubung ist und somit für die Landwirtschaft von großer Bedeutung bleibt. Durch die gezielte Nutzung dieser Erkenntnisse können landwirtschaftliche Praktiken optimiert und die Erträge gesteigert werden.