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Stressbelastung bei Neandertalern und modernen Menschen: Unterschiede in der Kindheit

Kinder von Neandertalern, die bis vor rund 40.000 Jahren lebten, und moderne Menschen der Jüngeren Altsteinzeit vor 50.000 bis 12.000 Jahren waren wahrscheinlich vergleichbarem Stress ausgesetzt, jedoch lag die jeweilige höchste Intensität in verschiedenen Entwicklungsphasen. Dies ergab eine Untersuchung von Zähnen, deren Struktur Stressphasen in Form von Krankheiten und Mangelernährung während der frühen Lebensjahre widerspiegelt. Die Studie wurde von Laura Limmer, Dr. Sireen El Zaatari und Professorin Katerina Harvati vom Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie der Universität Tübingen gemeinsam mit internationalen Kolleginnen und Kollegen durchgeführt.

Die Paläoanthropologinnen analysierten insgesamt 867 Zähne, von denen 423 von 74 Neandertalerindividuen und 444 von 102 Individuen moderner Menschen stammten. Diese Zähne wurden an verschiedenen archäologischen Stätten im westlichen Eurasien gefunden. Sowohl Milchzähne als auch bleibende Zähne werden bereits in der Kindheit gebildet. Fehlbildungen im Zahnschmelz können auftreten, wenn Kinder Infektionen oder Krankheiten durchmachen oder unter Mangelernährung leiden. Solche Defekte an den Zähnen von Erwachsenen lassen Rückschlüsse auf die Kindheit zu.

Die Forscherinnen stellten fest, dass die Neandertaler und die modernen Menschen der Jüngeren Altsteinzeit in ihrer frühen Kindheit ähnlichen Belastungen ausgesetzt waren. Jedoch zeigte sich eine unterschiedliche Verteilung der Zahnschmelzdefekte auf die Entwicklungsphasen der Kinder. Bei den modernen Menschen traten die Schmelzdefekte mit größerer Wahrscheinlichkeit im Zeitraum auf, in dem die Abstillung erfolgte. Bei den Neandertalerkindern hingegen lag die höchste Belastung durch physischen Stress in einer Entwicklungsphase nach diesem Zeitraum.

Es wird angenommen, dass die Kinder der Altsteinzeit durch das Abstillen vermehrt Stress erfahren haben, da der steigende Energiebedarf im Wachstum mit einem höheren Risiko von Mangelernährung zusammenfiel. Die Forscherinnen spekulieren, dass die modernen Menschen möglicherweise durch bessere Unterstützung ihrer Kinder während dieser schwierigen Phase Vorteile hatten, was zu ihrer langfristigen Überlebensfähigkeit im Vergleich zu den Neandertalern beitrug. Es wird darauf hingewiesen, dass Neandertaler und moderne Menschen über einen gewissen Zeitraum denselben Klimabedingungen ausgesetzt waren, was alternative Erklärungen für das Aussterben der Neandertaler nahelegt.

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