Johann Ludwig Andreae, ein bemerkenswerter Charakter des 17. und 18. Jahrhunderts, lebte in einer Zeit voller Herausforderungen und Umbrüche. Geboren im Jahr 1669 in Meßstetten, wurde er zu einem einflussreichen württembergischen evangelischen Pfarrer, Kartographen und Globenbauer. Andreae heiratete am 27. November 1693 Anna Rosina Spielbuehler und zeugte mit ihr einen Sohn, Johann Philipp Andreae, und eine Tochter.

Seine Karriere begann vielversprechend, nachdem er 1688 in Tübingen mit dem Magister abschloss. Von 1692 bis 1694 diente er als Feldprediger bei der Garde zu Pferd in Stuttgart, bevor er 1694 die Pfarrstelle in Hausen an der Lauchert übernahm. Doch seine Laufbahn nahm eine dramatische Wendung im Jahr 1710, als er wegen seines schlechten Rufs und des Betrugsverdachts seiner Frau strafversetzt wurde.

Ein verheerendes Mordkomplott

Im Jahr 1711 fand Andreae sich in der Stadt Dürrwangen wieder, wo er verhaftet wurde. Er stand unter Verdacht, in ein Mordkomplott gegen Friedrich Wilhelm von Hohenzollern-Hechingen verwickelt zu sein. Historiker Hans Gaab untersucht in seinem Buch „Der Globenbauer Johann Philipp Andreae“ dieses düstere Kapitel von Andreaes Leben. Der Plan der Verschwörer war es, den katholischen Fürsten während einer Jagd zu ermorden, da sie seine Nähe zu dem protestantischen Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg als Bedrohung ansahen.

Obwohl das Komplott im Jahr 1711 aufgedeckt wurde und die juristischen Auseinandersetzungen über ein Jahr in Anspruch nahmen, wurde Andreae am 12. Februar 1712 schlussendlich freigesprochen. Dennoch wurde er aufgrund seiner magischen Praktiken aus dem Pfarrdienst suspendiert.

Neuer Anfang in Nürnberg

Andreae und sein Sohn Johann Philipp flohen nach Nürnberg, wo sie sich der Herstellung von Globen widmeten. Besonders Johann Philipp Andreae erlangte große Erfolge mit seinen Produkten, die in verschiedenen Museen, darunter Bamberg und das Nidwaldner Museum in Stans, ausgestellt sind.

Johann Philipp hatte allerdings auch seine Kontroversen. Er wurde aufgrund einer Schmähschrift gegen die Herrschenden zu lebenslanger Kerkerstrafe verurteilt, schaffte es jedoch, zu fliehen und ließ sich in Schwabach nieder, wo er 25 Jahre später starb.

Andreaes Beitrag zur Wissenschaft

Der erste Globus, der vermutlich von Johann Ludwig Andreae gefertigt wurde, entstand 1711 in Esslingen. In den folgenden Jahren baute er seine Fähigkeiten in Nürnberg weiter aus. Dabei arbeitete er eng mit dem Rektor Samuel Faber zusammen, um Himmelsgloben zu erstellen, und verwendete die berechneten Sternenpositionen des Kartographen Marco Vincenzo Coronelli.

Im Verlauf seiner Karriere veröffentlichte er bedeutende Werke, darunter die „Mathematische und historische Beschreibung des gantzen Welt-Gebäudes“ im Jahr 1718 und das „Coniglobium astronomicum geminatum denuo repertum et adauctum“ im Jahr 1724. Andreae verstarb Ende Juni 1725 und wurde am 1. Juli 1725 in Esslingen bestattet.

Die lebendige Geschichte von Johann Ludwig Andreae und seinem Sohn Johann Philipp ist nicht nur ein faszinierendes Beispiel für die Verstrickungen von Glauben, Wissenschaft und Macht, sondern auch ein Zeugnis für die Schwierigkeiten und Triumphe, die das Leben in dieser turbulenten Zeit prägten. Das Buch „Der Globenbauer. Johann Philipp Andreae“ ist im Regensburger Verlag „Schnell und Steiner“ für 35 Euro erhältlich, was eine eindrucksvolle Ergänzung zur Erforschung ihres Erbes darstellt.