Krähen sind bekannt für ihre Intelligenz und ihr bemerkenswertes Lernvermögen. Eine Forschungsstudie der Universität Tübingen hat nun gezeigt, dass Krähen auch in der Lage sind, die Anzahl ihrer Rufe im Voraus zu planen. Diese Erkenntnis verdeutlicht, dass die Singvögel über die Fähigkeit verfügen, bewusst zu steuern, wie oft sie rufen möchten.
Die Forscher um Andreas Nieder führten Verhaltensexperimente mit Rabenkrähen durch, bei denen die Vögel lernen sollten, auf visuelle und akustische Reize zu reagieren, indem sie eine bestimmte Anzahl von Rufen erzeugen. Die Krähen konnten erfolgreich die passende Rufsequenz mitzählen und damit auf die Reize reagieren. Allerdings wurde festgestellt, dass es gelegentlich zu Fehlern kam, wenn die Vögel den Überblick über die Anzahl ihrer Rufe verloren.
Die Reaktionszeit der Krähen zwischen den Reizen und den Rufen war abhängig von der Anzahl der geforderten Rufe. Es dauerte länger, bis die Vögel mit dem Rufen begannen, je mehr Rufe verlangt wurden. Die Forscher konnten sogar anhand der akustischen Merkmale des ersten Rufes erkennen, wie oft die Krähen rufen wollten. Dies deutet darauf hin, dass die Vögel ein abstraktes Zahlenkonzept bilden können, um ihre Lautäußerungen im Voraus zu planen.
Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass Krähen ein bemerkenswertes Verständnis für Zahlen und eine hohe Lernfähigkeit besitzen. Die Fähigkeit, gezielt eine bestimmte Anzahl von Lauten zu erzeugen, erfordert eine komplexe Kombination aus Zahlenverständnis und Stimmbeherrschung. Diese Erkenntnisse legen nahe, dass die Fähigkeit, die Anzahl der Rufe im Voraus zu planen, nicht ausschließlich dem Menschen vorbehalten ist.