Michelle Timm, eine ehemals erfolgreiche Auswahlturnerin, steht im Mittelpunkt eines Missbrauchsskandals, der den Bundesstützpunkt Stuttgart erschüttert. Timm äußert schwere Vorwürfe zu den Bedingungen, die sie und andere Turnerinnen dort erlebten. Bei einem Interview berichtete sie von systematischem körperlichem und mentalem Missbrauch sowie katastrophalen Verhältnissen innerhalb der Trainingsumgebung.ZVW berichtet, dass diese Missstände inzwischen ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen. Der Deutsche Turner-Bund (DTB) und der Schwäbische Turnerbund (STB) haben eine Kanzlei aus Frankfurt beauftragt, um die Vorwürfe umfassend aufzuarbeiten.
Nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe hat der DTB zwei Übungsleiter vom Dienst im Stuttgarter Kunstturnforum freigestellt. Timm und andere Turnerinnen erhoben ebenfalls Kritik an den autoritären Trainingsmethoden, die nicht nur in Stuttgart, sondern auch am Stützpunkt in Mannheim zur Anwendung kommen. Diese Praktiken sorgen für eine zunehmend angespannte Atmosphäre, die von den Turnerinnen als belastend wahrgenommen wird.
Reaktionen auf das Missstände
Timm ist seit kurzem beim STB angestellt, wo sie Nachwuchsturnerinnen im Alter von sieben bis neun Jahren trainiert. Nach einer zwangsweisen Unterbrechung der Weihnachtspause nahm sie das Training mit Bedenken wieder auf, da sie fürchtete, ihre öffentlichen Vorwürfe könnten negative arbeitsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Sie beschreibt die Rückkehr jedoch als weniger schlimm als befürchtet, erhielt vorwiegend positive Rückmeldungen auf sozialen Medien, alleine die negativen Kommentare hielten sich in Grenzen.
In einem Zusammenhang mit den Vorwürfen berichtet auch die 24-Jährige Tabea Alt von gezielter Gefährdung ihrer Gesundheit und systematischem Missbrauch während ihrer aktiven Zeit. Ihr Appell an die Verantwortlichen von 2021 wurde offenbar ignoriert. Zudem positionierten sich weitere Turnerinnen wie Kim Bui und Lara Hinsberger, die Essstörungen und psychische Belastungen thematisieren, rückblickend auf ihre Karrieren und fordern nachhaltige Reformen im deutschen Turnen.Welt hebt hervor, dass die betroffenen Turnerinnen auf fundamentale Veränderungen drängen.
Aufarbeitung der Vorwürfe
Der DTB hat sich inzwischen verpflichtet, die Beschwerden ernst zu nehmen und Kooperationen zur Aufklärung einzuleiten. Auch das Kultusministerium Baden-Württemberg äußert sich kritisch und fordert eine gründliche Aufarbeitung der Vorwürfe. Eine Rückforderung von Landesfördermitteln ist möglich, sollten sich die Vorwürfe bestätigen.Tagesschau berichtet, dass relevante Änderungen notwendig sind, um die Unversehrtheit der Athleten zu gewährleisten.
Michelle Timm bleibt optimistisch, obwohl sie sich derzeit nicht näher zum Stand der Aufklärung äußern möchte. Ihre Hoffnung liegt darin, dass der DTB und STB die Situation als ernsthaft einschätzen und die erforderlichen Missstände beheben. In der Öffentlichkeit hat Timm betont, dass sie ihren Schritt, sich zu äußern, für notwendig erachtet, um auf die Missstände aufmerksam zu machen und einen echten Wandel im Turnsport zu initiierten.