Der Gemeinderat Tannhausen hat sich im November 2024 für ein innovatives Vorhaben entschieden: Das Weidenhaus wird als neuer Trauort im Grünen eingeweiht. Bürgermeister Siegfried Czerwinski betonte die Notwendigkeit speziellen Mobiliars, das sowohl funktional als auch ästhetisch ansprechend sein soll. Geplant ist eine Sitzgelegenheit für das Brautpaar sowie ein Stehpult für den Standesbeamten. Für diese Aufgabe wurde der renommierte Bildhauer Werner Kowarsch engagiert, der ein Konzept für ein Ensemble aus Stein entwickeln soll. Kowarsch, der über 45 Jahre als Standesbeamter tätig war und ehemals Stadtschultheiß in Lauchheim war, wählte Kalksandstein aus Deiningen als Material für das Mobiliar. Dieser Stein hat nicht nur die nötige Witterungsbeständigkeit, sondern wurde auch schon beim Bau des Schlosses Schönbrunn verwendet.

Das Ensemble wurde im Sitzungssaal der Gemeinde im Maßstab 1:2 präsentiert. Das geplante Stehpult wird eine Höhe von einem Meter haben und ist mit einer Glasplatte sowie einem rund 3 Zentner schweren Steinblock versehen, der so bearbeitet wird, dass zwei Füße angedeutet sind – einer stabil und der andere filigran. Das Wappen von Tannhausen soll zwischen diesen Füßen eingearbeitet werden. Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf ca. 3400 Euro, wovon 2000 Euro für den Stein, 400 Euro für die Glasplatte und 1000 Euro für Kowarschs Arbeitsaufwand veranschlagt sind. Kowarsch erklärte, dass es ihm nicht um finanzielle Gewinne gehe, sondern um die Möglichkeit, seine Kunst im öffentlichen Raum zu präsentieren.

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Bedenken und Vorschläge

Die Diskussion um die Reinigung und die Notwendigkeit der Investition wurde von Gemeinderätin Bettina Maier angeführt. Sie äußerte Bedenken, ob die Ausgaben vor der offiziellen Nutzung des Weidenhauses gerechtfertigt seien. Kowarsch entgegnete, dass es ausreiche, die Steine vor Trauungen einmalig abzuwischen und empfahl, die Steine in den Wintermonaten abzudecken. Bürgermeister Czerwinski stellte die Wichtigkeit eines ansprechenden Ensembles vor den ersten Trauungen in den Vordergrund und erhielt Unterstützung von Jürgen Köpfer, der eine schnelle Umsetzung des Projekts befürwortete.

Wolfgang Wille meldete ebenfalls Bedenken an, insbesondere zur Glasplatte des Stehpults, und schlug alternativ eine abnehmbare Holzauflage vor. Czerwinski bat Kowarsch, auch alternative Gestaltungsvorschläge in Form von Konzeptskizzen zu präsentieren. Letztendlich wurde der Auftrag an Kowarsch mit nur einer Gegenstimme, ausgesprochen von Bettina Maier, vergeben.

Historisches und Integration

Ein zehnköpfiges Team arbeitet an einer Chronik mit dem Titel „Die Siedler des Fürsten im Wandel der Zeit“, die 95 Hausnummern und deren frühere Besitzer dokumentiert. Unterstützung erhält das Team von Werner Kowarsch. Die Recherche basiert auf historischen Dokumenten, darunter Zeitungsartikel aus dem 19. Jahrhundert und Güterbücher. Das Jubiläumswochenende, das vom 14. bis 16. Juli stattfinden wird, verspricht festliche Aktivitäten, einen Umzug und einen Gottesdienst, wobei auch der Fürst zu Oettingen–Wallerstein eingeladen wurde, dessen Zusage allerdings noch aussteht.

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Kultur und öffentliche Räume

Die und der Umgang mit öffentlichen Grün- und Freiflächen, wie die Entwicklungen in Tannhausen zeigen, wird auch in anderen Städten immer wichtiger. In Berlin hat sich die Nutzung solcher Flächen durch Kulturveranstaltungen verändert. Diese neuen Nutzungen führen jedoch auch zu Belastungen für die Anwohner und die Flächen selbst. Das Projekt „Draussenstadt“ wurde 2020 initiiert, um solche Veranstaltungen zu unterstützen. Im Rahmen des Projekts „Kultur im Grünen“ wurden geeignete Flächen für kulturelle Aktivitäten identifiziert und ein Aushandlungsprozess zwischen Verwaltung und Kulturschaffenden ins Leben gerufen.

Hindernisse wie lange Genehmigungsprozesse und eine unklare Aufgabenteilung müssen jedoch ebenfalls adressiert werden, um eine nachhaltige Nutzung öffentlicher Räume zu ermöglichen. Handlungsempfehlungen umfassen die Optimierung der Genehmigungsprozesse sowie eine bessere Kommunikation zwischen den beteiligten Akteuren.

Die Entwicklungen in Tannhausen und die Feierlichkeiten im Zusammenhang mit dem Ortsteil Forstweiler zeigen, wie wichtig es ist, kulturelle Identität und Gemeinschaftsgefühl auch in der Gestaltung öffentlicher Räume zu bewahren und zu fördern.