In Mannheim unterstützt ein sozialer Roboter namens Oskar die Interaktion mit Bewohnern in einem Seniorenzentrum. Oskar, der seit einem Jahr in der evangelischen Heimstiftung in Mannheim-Rheinau eingesetzt wird, zieht alle Blicke auf sich mit seinen großen Augen, seiner Wollmütze und der orangefarbenen Weste. Eine erste Bilanz des Einsatzes zeigt, dass Oskar zwar noch keine bedeutende Hilfe ist, jedoch Potenzial hat, sich weiterzuentwickeln. Seine Hauptaufgabe besteht darin, die Bewohner zu unterhalten und für soziale Interaktionen zu sorgen.

Oskar nutzt künstliche Intelligenz (KI) zur Kommunikation und ist in der Lage, Witze zu erzählen, Gedichte vorzutragen und Fragen zu stellen. Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts erfolgt durch das Institut für Pflege und Alter (IPA). Viele Bewohner schätzen die menschliche Gestalt des Roboters und dessen höfliche Interaktionen, es gibt jedoch auch ablehnende Stimmen unter den Senioren.

Herausforderungen im Pflegealltag

Die Pflegekräfte im Seniorenzentrum zeigen sich überwiegend enttäuscht von Oskar. Sie empfinden den Roboter als zusätzliche Belastung, da er betreut werden muss und sich nicht selbstständig bewegt. Bislang hat Oskar keine spürbare Entlastung für das Pflegepersonal gebracht. Die evangelische Heimstiftung hat für das KI-Pilotprojekt zwei solcher Roboter angeschafft, wobei jeder Roboter Kosten von 28.000 Euro verursacht. Das zweite Modell wird in einem Heim in Albershausen bei Stuttgart getestet.

Die aktuelle Studie, die von einer unabhängigen Ethikkommission geprüft und von einem Projektbeirat begleitet wird, legt besonderes Augenmerk auf die Herausforderungen und Chancen, die der Einsatz von Robotern im Pflegebereich mit sich bringt. Der demografische Wandel und die steigende Lebenserwartung führen zu einer wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen, was die Nachfrage nach Betreuungspersonen erhöht und den Einsatz von Robotern in der Pflege als potenziellen Lösungsansatz vorantreibt.

Künstliche Intelligenz in der Pflege

Laut einer Bachelorarbeit von Vithayathil Ann Pearl im Bereich Clinical Engineering an der FH Campus Wien wird die Rolle der künstlichen Intelligenz in Pflegeheimen zunehmend untersucht. Die Forschungsfragen sind vielfältig und umfassen Einsatzmöglichkeiten sozial agierender Roboter sowie die ethischen Aspekte ihres Gebrauchs. Die Autorin führt aus, dass soziale Roboter nicht nur als Unterhaltungsplattform, sondern auch als Tools für die emotionale Unterstützung verwendet werden können. Beispiele wie der humanoide Roboter „Pepper“, der als Entertainer agiert, und der Roboter „Dinsow“, der ermutigte, Videos zu planen und an Medikamenteneinnahmen zu erinnern, zeigen die Bandbreite der Anwendung.

Die Implementierung von KI in der Pflege bietet zahlreiche Chancen, wie die Verbesserung der Patientenversorgung und die Entlastung des Pflegepersonals. Herausforderungen ergeben sich jedoch aus dem Datenschutz, der erforderlichen IT-Infrastruktur und dem Schulungsbedarf des Personals. Der Einsatz von Robotern soll nicht die menschliche Interaktion ersetzen, sondern diese ergänzen und die Arbeit der Pflegekräfte erleichtern, so ein Bericht des Digitalen Instituts.

Insgesamt ist die Zukunft des Pflegebereichs geprägt von der Notwendigkeit, technologische Innovationen zu integrieren, die gleichzeitig ethische Bedenken und den Erhalt der menschlichen Komponente in der Pflege respektieren. Oskar bleibt in Mannheim, um seine Entwicklung weiter zu beobachten, während Entwickler an Möglichkeiten arbeiten, den Roboter effektiver in den Pflegealltag einzubinden.

Für weitere Informationen zu diesem Thema lesen Sie die Berichte von SWR, Healthcare Engineering und Digitales Institut.