Der Deutsche Turner-Bund (DTB) hat Aimee Boorman als neue Trainerin für das Kunstturnforum in Stuttgart vorgestellt. Boorman, die 51 Jahre alt ist, wird ihre Tätigkeit Anfang März aufnehmen und leitet in den kommenden fünf Monaten eine Trainingsgruppe, die unter anderem die Talente Helen Kevric und Marlene Gotthardt umfasst. Bekannt wurde sie zuvor vor allem durch ihre langjährige Arbeit mit der siebenmaligen Olympiasiegerin Simone Biles, die sie zwischen 2005 und 2016 betreute. Ihre jüngste Tätigkeit umfasste die Unterstützung von Turnverbänden und -vereinen sowie eine beratende Funktion.
Die Entscheidung für Boorman fällt in eine schwierige Zeit für den Stützpunkt in Stuttgart. Ende Dezember 2024 sind schwere Vorwürfe gegen die Trainingsbedingungen erhoben worden, darunter Vorwürfe bezüglich eines „systematischen körperlichen und mentalen Missbrauchs“ sowie katastrophaler Umstände. In der Folge wurden zwei Trainer von ihren Aufgaben entbunden. Diese Entwicklungen führten dazu, dass die Staatsanwaltschaft Stuttgart Ermittlungen wegen des Verdachts der Nötigung in mehreren Fällen aufgenommen hat.
Vorwürfe und Konsequenzen
Diese Vorwürfe werfen einen Schatten auf den Stützpunkt und dessen Ruf. Junge Athletinnen, wie die talentierte Turnerin Amelie, berichten von ihren Erfahrungen. Amelie, die vom Bundesstützpunkt in Stuttgart kommt, hebt hervor, dass das Training dort von strengen Ritualen geprägt ist. So müssen die Athleten beispielsweise pünktlich um 14 Uhr bereit sein, an einer weißen Linie aufstellen, was an militärische Disziplin erinnert. Nach dem Aufstellen folgt eine Ansprache des Trainers, bevor das Training beginnt.
Im Vergleich dazu beschreibt Amelie, dass das Training an ihrem neuen Standort in Karlsruhe deutlich anders verläuft. Dort wird weniger Wert auf militärischer Disziplin gelegt, und die Trainerin nimmt sich die Zeit, um mit den Athletinnen über ihr Leben außerhalb des Sports zu sprechen. Diese Unterschiede in der Trainingskultur sind für sie bemerkenswert und verdeutlichen die notwendige Debatte über die Trainingsmethoden im Kunstturnen.
Ein Neuanfang in Stuttgart
Die Verpflichtung von Boorman wird als Teil eines Neuanfangs angesehen. Angesichts der ernsten Vorwürfe steht sie vor der Herausforderung, ein positives und sicheres Umfeld für die Athleten zu schaffen. Ihre Erfahrung und ihr Ruf als Trainerin könnten dabei helfen, das Vertrauen in die Trainingsstätten neu aufzubauen. Beobachter warten gespannt auf die Entwicklungen und wie Boorman die aktuelle Krise bewältigen wird.
Der Deutsche Turner-Bund ist sich der Verantwortung bewusst, die aus diesem skandalösen Vorfall erwächst, und setzt alles daran, die Trainingsbedingungen zu verbessern und den Athleten ein sicheres Umfeld zu gewährleisten. Das Augenmerk liegt nun sowohl auf den laufenden Ermittlungen als auch auf der Neuausrichtung der Trainingsphilosophie in Stuttgart.
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