Stuttgart

Crashkurs in Denkmal-Demontage: Lokalhelden auf dem Prüfstand

Helden entzaubert: Eine kritische Auseinandersetzung mit Stuttgarter Lokalhelden

Ein neues Ausstellungsprojekt im Stuttgarter Stadtmuseum bringt den Glanz der Stuttgarter Helden ins Rampenlicht – mit einem unkonventionellen Ansatz. Die Ausstellung mit dem Titel „Not My Hero“ zielt darauf ab, die problematischen Ansichten und Schattenseiten von sieben Lokalhelden aus der Geschichte Stuttgarts aufzudecken. Anstatt die Figuren zu „canceln“, also zu verurteilen und zu streichen, möchte das Museum eine Debatte anregen und die Widersprüche aushalten.

Die Ausstellung präsentiert die Helden der Stadtgeschichte in einem neuen Licht, das von einer Kuratorin als „viel zu bunt, viel zu grell“ beschrieben wird. Die Darstellung als Jahrmarkt der digitalen Eitelkeiten umfasst sieben bunte Kojen mit poppigen Ausstellungsstücken und interaktiven Displays im Design von Smartphones. Diese unkonventionelle Inszenierung soll die historischen Figuren in die schrille Gegenwart digitaler Medien übertragen.

Die Auswahl der lokalen Helden reicht von prominenten Persönlichkeiten wie dem Philosophen Hegel bis hin zu Clara Zetkin, einer Kommunistin und Frauenrechtlerin. Jeder Held wird kritisch betrachtet, um deren Schattenseiten aufzudecken. Die Ausstellung zeigt, wie die Heldentaten und Errungenschaften dieser Persönlichkeiten durch problematische Ansichten und Handlungen beeinträchtigt werden. Beispielsweise offenbart Hegels sexistische Ansichten in seinen Schriften, die den philosophischen Vernunftanspruch kontrastieren.

Die Ausstellung gibt Einblicke in die dunklen Seiten der vermeintlichen Helden und stößt auf kontroverse Erkenntnisse. Von Hegels Sexismus bis zu Steiners rassistischen Aussagen wird deutlich, dass alle dargestellten Persönlichkeiten problematische Aspekte in ihrer Historie aufweisen. Die Ausstellung zielt darauf ab, Fragen aufzuwerfen über den Umgang mit Verehrung und Kritik an historischen Persönlichkeiten und fordert dazu auf, eine differenzierte Betrachtung vorzunehmen. Die Diskussion um gesellschaftliche Identität und den Umgang mit kontroversen historischen Figuren wird durch dieses Ausstellungsprojekt angeregt und weitergeführt.

Lebt in Stuttgart und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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