Eine Windfront zieht über Norddeutschland und sorgt für ein Überangebot an Windstrom, was in Baden-Württemberg zu einem prognostizierten Netzengpass führen könnte. Dies berichtet Schwäbische.de. TransnetBW, der Netzbetreiber aus Stuttgart, erwartet, dass dieser Engpass zwischen 21:00 und 23:00 Uhr auftritt. In dieser Zeit könnte die Stabilität des Stromnetzes gefährdet sein, da es nicht für die hohen Einspeisungen in windreichen Stunden ausgelegt ist.
Der starke Wind führt nicht nur zu einer hohen Einspeisung an Windstrom, sondern hat auch Auswirkungen auf die Großhandelspreise an der Strombörse, die aufgrund des Überangebots sinken. TransnetBW stellt jedoch sicher, dass die Stromversorgung auch während des Engpasses aufrechterhalten bleibt. Dies geschieht unter anderem durch die Einspeisung von Strom aus dem Ausland, sollte es zu Überlastungen kommen. Dennoch verursacht das sogenannte Netzengpassmanagement zusätzliche Kosten, die über die Netzentgelte von den Endverbrauchern getragen werden müssen.
Aufforderung zum Stromsparen
Um die Auswirkungen des kommenden Engpasses zu minimieren, hat die Energiewende-App „StromGedacht“ um 18:00 Uhr den Netzstatus „Orange“ ausgelöst. Nutzer der App werden aufgefordert, ihren Stromverbrauch zu reduzieren, insbesondere durch das Verschieben von Geräten wie Waschmaschinen, Geschirrspülern und Elektroautos auf Zeiten vor oder nach dem Engpass. Dies könnte helfen, die Notwendigkeit für den Bezug von teurem und CO₂-intensivem Strom aus dem Ausland zu reduzieren. Laut Solarserver.de können Netzengpässe häufig durch die hohe Windeinspeisung in Norddeutschland entstehen.
Die App verwendet ein Ampelsystem, das die Stromsituation anzeigt. Bei einem „Orange“-Status wird auf eine angespannte Lage hingewiesen, während „Grün“ für Normalbetrieb steht und „Rot“ bedeutet, dass nicht genügend Strom zur Deckung der Nachfrage zur Verfügung steht.
Langfristige Stromnachfrage und Netzausbau
Die Situation in Baden-Württemberg findet statt vor dem Hintergrund einer allgemein schwächeren Stromnachfrage in Deutschland, wie McKinsey & Company erläutert. Der Nettostromverbrauch könnte in den kommenden Jahren langsamer steigen als ursprünglich angenommen, unter anderem aufgrund einer schwachen Wirtschaftslage und des verzögerten Hochlaufs von Elektromobilität und Wärmepumpen.
Prognosen zeigen einen Nettostrombedarf von 530 Terawattstunden (TWh) bis 2030, was unter den bisherigen Annahmen liegt. Der bedarfsorientierte Ausbau der Erneuerbaren könnte die Investitionskosten bis 2035 erheblich senken, was sich schließlich auch positiv auf die Strompreise auswirken könnte. Die Empfehlungen zur Reduktion des Stromverbrauchs während des Engpasses könnten somit nicht nur kurzfristige Probleme entschärfen, sondern auch langfristig Vorteile für das Stromnetz und die Kosten für Verbraucher bringen.