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Stromausfälle adé: Digitale Technologie revolutioniert die Netzwiederherstellung

Der Weg zu einer sekundenschnellen Stromversorgung: Wie Netze BW digitale Technologie nutzt, um Stromausfälle zu beheben und die Zukunft der Energieversorgung zu gestalten

Die Netzbetreiberin Netze BW startet ein Pilotprojekt zur schnelleren Behebung von Stromausfällen. Aktuell dauert es im Schnitt 54 Minuten, bis die Stromversorgung nach einem Ausfall wiederhergestellt wird. Das Unternehmen strebt an, diesen Prozess auf weniger als eine Sekunde zu verkürzen. Durch den Einsatz digitaler Technologien sollen Netzausfälle automatisch erkannt und behoben werden, was als „selbstheilende“ Netze bezeichnet wird.

Ein Pilotprojekt im Allgäu, genauer gesagt im Versorgungsgebiet rund um das Umspannwerk Leutkirch, soll im Juni starten. Dort wird die automatisierte Teilwiederversorgung getestet, um anschließend die Erkenntnisse auf andere Regionen zu übertragen. Ähnliche Versuche seien bereits in Italien durchgeführt worden, so der Geschäftsführer Technik von Netze BW, Martin Konermann.

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Die Energiewende erfordert laut Dirk Güsewell, EnBW-Vorstand Systemkritische Infrastruktur, intelligente Lösungen, um die steigende Komplexität der Netze bewältigen zu können. Mit einer zunehmenden Nutzung von Photovoltaik und Wallboxen müssten 90 Prozent der Umspannwerke und 60 Prozent der Leitungen im Verteilnetz ausgebaut und erweitert werden. Dies sei ein Kraftakt, der mit Kosten in Milliardenhöhe verbunden sei.

In Deutschland soll das Stromnetz von rund 500 Großkraftwerken zu einem Netz von etwa 7,5 Millionen kleineren Anlagen im niedrigeren Spannungsbereich umgewandelt werden. Dies erfordert verstärkte digitale Lösungen, insbesondere im Mittelspannungsnetz, wo rund 80 Prozent der Störungen auftreten. Der Feldversuch von Netze BW zielt darauf ab, die Reparaturzeiten zu verkürzen und die Zuverlässigkeit der Stromversorgung zu verbessern.

Lebt in Dresden und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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