Die Finkenpopulation in Deutschland, insbesondere in Baden-Württemberg, erlebt einen dramatischen Rückgang, während andere Vogelarten wie die Ringeltaube, der Buntspecht und der Kleiber vermehrt Siedlungen statt Wälder aufsuchen. Laut dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) haben fast alle Finkenarten in Baden-Württemberg erhebliche Einbußen erlitten. Der Buchfink verzeichnet einen Rückgang um 19 Prozent, während beim Grünfinken sogar ein Einbruch von 26 Prozent verzeichnet wurde. Experten wie Stefan Bosch, der Nabu-Fachbeauftragte für Ornithologie und Vogelschutz, geben zu bedenken, ob diese Veränderungen nur vorübergehend sind oder einen langfristigen Trend darstellen.
Im Gegensatz dazu erlebt die Nachtigall einen Anstieg in ihrer Population. Obwohl Haussperling, Kohlmeise und Amsel weiterhin die beliebtesten Vögel in baden-württembergischen Gärten sind, sank auch die Zahl der Haussperlinge oder Spatzen. Bosch erklärt, dass die Spatzen aufgrund moderner Architektur, die keine Nischen oder Mauerspalten bietet, mit einem Rückgang konfrontiert sind. Die veränderten Lebensräume und Nahrungsressourcen in Siedlungsgebieten könnten dafür sorgen, dass Vögel wie die Ringeltaube, der Buntspecht und der Kleiber vermehrt in Städten anzutreffen sind.
Besorgniserregend ist der massive Rückgang bei den Insektenfressern und Gebäudebrütern wie Schwalben, Seglern und Hausrotschwanz, der in direktem Zusammenhang mit dem Insektensterben und dem Verlust von Nistplätzen steht. Die Langzeitauswertung der Zählungen des Nabu, die über zwei Jahrzehnte dauern, ermöglicht es, solche Trends festzustellen. Die Teilnahme von mehr als 58.000 Menschen an der Zählung am zweiten Mai-Wochenende, darunter etwa 6.000 aus Baden-Württemberg, zeigt das öffentliche Interesse an der Erfassung der Vogelpopulation. In Baden-Württemberg wurden über 116.000 Vogelsichtungen gemeldet, bundesweit sogar über 1,2 Millionen.