Die Entwicklung einer S3-Leitlinie zur Betreuung von Wöchnerinnen und Neugeborenen nimmt konkrete Formen an. Das Projekt, geleitet von Prof. Dr. Lena Agel von der Technischen Hochschule Aschaffenburg, hat das Ziel, die evidenzbasierte Versorgung während der Wochenbettzeit nachhaltig zu verbessern. Dieses Engagement wird bis zum 31. März 2027 vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert. An dem interdisziplinären Netzwerk, das sich aus Fachgesellschaften, Berufsverbänden und Elterninitiativen zusammensetzt, sind zahlreiche Akteure beteiligt, darunter die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und die Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) berichtet die Hochschule.

Am 21. Januar 2024 fand das Kick-off-Meeting der Leitliniengruppe statt. Bei diesem Treffen wurden die methodischen Grundlagen diskutiert und verschiedene Arbeitsgruppen ins Leben gerufen, die ebenfalls zur Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der Betreuung von Müttern und Kind beitragen wollen. Insgesamt sind 16 Fachgesellschaften und Berufsverbände sowie Vertreter von Familien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in das Konsortium involviert ergänzt die Hochschule.

WHO-Empfehlungen zur Wochenbettbetreuung

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die im März 2022 von der WHO veröffentlichten 63 Empfehlungen zur Verbesserung der Wochenbettbetreuung. Diese stellen ein Update der Leitlinien aus dem Jahr 2014 dar und orientieren sich an der ersten 42 Lebenstage nach der Geburt, einer kritischen Phase für Frauen und deren Neugeborene. Während dieser Zeit sind die Risiken für mütterliche und kindliche Sterblichkeit sowie Morbidität besonders hoch. So starben 2019 weltweit 19 von 1.000 Neugeborenen während der Wochenbettzeit berichtet dhz.

Die WHO betont, dass vorhandene Möglichkeiten zur Verbesserung des mütterlichen Wohlbefindens und der Neugeborenenversorgung bislang nicht ausreichend genutzt werden. Ihre Empfehlungen decken drei zentrale Bereiche ab: die Betreuung der Mutter (Empfehlungen 1-24), die Versorgung des Neugeborenen (Empfehlungen 25-43) sowie die Gesundheitsförderung im Kontext des Gesundheitssystems (Empfehlungen 44 und folgende) ergänzt die Webseite.

Praktische Implementierung und Forschung

Die Richtlinien sind in vier Stufen kategorisiert: empfohlen, nicht empfohlen, empfohlen mit begleitender Forschung sowie kontextbezogene Empfehlungen. Unter den Mutterschaftsempfehlungen wird beispielsweise die frühe Beckenbodengymnastik nicht empfohlen, während Empfehlungen zur Diagnose postpartaler Depressionen und zur Unterstützung des Stillens in den ersten sechs Lebensmonaten als besonders wichtig hervorgehoben werden. Zudem wird empfohlen, dass mindestens vier Wochenbettbesuche nach der Geburt stattfinden, um die Versorgung zu optimieren erläutert die dhz.

Letztlich soll das Ziel dieser Empfehlungen sein, die Wochenbettzeit für Frauen und ihre Familien zu einer positiven Erfahrung zu gestalten. Die WHO stellt alle genannten Empfehlungen auf ihrer Website zum Download zur Verfügung, was ein weiteres Instrument zur Umsetzung und Qualitätssicherung in der Wochenbettbetreuung darstellt fügt die dhz hinzu.