Das Projekt am Kilimandscharo hat zum Ziel, das Potenzial von Organisationen, Projekten und Initiativen im sozial-ökologischen System der Region für mehr Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit zu untersuchen. Forschende der Leuphana Universität führen die Untersuchung durch und analysieren dabei die Organisationen, deren Ziele, Wertesysteme sowie die Nutzung von Wissen. Ein zentraler Aspekt ist die Identifikation von Initiativen, die das Potenzial für positive Veränderungen in der Region aufweisen, die als „Seeds for Good Anthropocenes“ bezeichnet werden.
Die Forschungsaktivitäten begannen im Herbst 2020 und setzen sich aus mehreren Teilprojekten zusammen, die über 620 kontextbezogene Befragungen durchgeführt haben. Befragt wurden Landwirte, Naturschützer, Reiseleitungen und Touristen, wobei die Methode „Photovoice“ eingesetzt wurde. Diese Methode ermöglicht es Teilnehmenden, durch Fotos ihre Beziehung zur Natur auszudrücken. Die Ergebnisse zeigten, dass es innerhalb derselben sozialen Gruppe unterschiedliche Beziehungen zur Natur gibt, was beispielsweise zwischen Bauern in der Nähe des Nationalparks und im Flachland deutlich wurde.
Zusammenarbeit und finanzielle Unterstützung
Das groß angelegte Forschungsprojekt vereint Natur- und Sozialwissenschaftler*innen von 15 Universitäten und Forschungseinrichtungen aus Deutschland, der Schweiz und Tansania. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung koordiniert das Projekt, das mit 7,3 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird. Im Fokus steht die nachhaltige Nutzung des einzigartigen Lebensraums im Osten Afrikas, wobei die Leistungen der Ökosysteme für etwa 1,2 Millionen Menschen am Kilimandscharo von zentraler Bedeutung sind.
Die Forschung betrachtet eine Vielzahl von Aspekten: von der Nahrungs- und Rohstoffversorgung bis hin zu medizinischen Anwendungen, Klimaregulierung und der Bereitstellung spiritualer Orte. Ein detailliertes Gesamtbild der natürlichen und sozialen Komponenten soll zukünftig auch Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Entwicklung vor Ort bereitstellen.
Wissenstransfer und zukünftige Schritte
Um die Ergebnisse der Forschung zu kommunizieren, wurden sieben Events organisiert, die auf Swahili und Englisch stattfanden und an denen insgesamt 160 interessierte Personen teilnahmen. Die Kommunikationsstrategie umfasst auch eine Wissensaustausch-Tour mit Vorträgen, Postern und einer Ausstellung. Die Materialien und Ergebnisse sind online verfügbar.
Die nächsten Schritte sehen vor, dass John Sanya Julius nach Abschluss seiner Promotion zurückkehrt und in Kontakt mit der Forschungsgruppe bleibt. Milena Groß wird als Postdoc das Transformationspotenzial von Initiativen und Organisationen untersuchen, während Berta Martín-López Netzwerke zwischen sozialen Akteursgruppen aufbauen und Daten über das gesamte Forschungsgebiet erfassen wird. Die Ergebnisse aller sechs Teilprojekte werden in einem siebten Teilprojekt zusammengefasst, was die multidimensionale Analyse der sozialen und ökologischen Herausforderungen am Kilimandscharo weiter vertiefen soll.
In einer Zeit, in der die Welt mit klimatischen und biodiversitätsbedingten Krisen konfrontiert ist, erfordert der Erhalt der biologischen Vielfalt und der menschlichen Existenzgrundlage umfassende Veränderungen in den Lebens- und Wirtschaftsweisen. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) unterstützt Konzepte für sozial-ökologische Transformationen, die einen grundlegenden Wandel des gesellschaftlichen Verhältnisses zur Natur hin zur Nachhaltigkeit fordern.