In der türkischen Provinz Konya kam es am Freitagabend zu einem tragischen Vorfall: Ein vierstöckiges Wohngebäude stürzte ein, wobei zwei Menschen, ein junges Ehepaar, ihr Leben verloren. Drei weitere Personen wurden bei dem Unglück verletzt. Innenminister Ali Yerlikaya bestätigte die Situation und berichtete von der Festnahme von vier Personen, darunter die Eigentümer des Gebäudes. Die Ursache des Einsturzes bleibt unklar, und die Ermittlungen dazu sind bereits eingeleitet.
Die Rettungsarbeiten in den Trümmern sind inzwischen abgeschlossen. Der Vorfall wirft erneut Fragen zur allgemeinen Gebäudesicherheit in der Türkei auf, vor allem in Anbetracht der katastrophalen Folgen der Erdbeben im vergangenen Jahr, bei denen mehr als 50.000 Menschen ums Leben kamen. Experten machen Mängel an der Bausubstanz für die hohe Opferzahl verantwortlich, was die Notwendigkeit sicherer Bauvorschriften unterstreicht.
Gebäudekollaps und Brandschutz
Zusätzlich zu dem Tragödien in Konya meldete die türkische Presse, dass in der Nacht auf Dienstag 78 Menschen bei einem Brand in einem Skihotel in der Provinz Bolu starben. Nach dem verheerenden Brand erhoben viele Vorwürfe hinsichtlich der Vernachlässigung des Brandschutzes. Dieser erneute Vorfall nährt die Bedenken der Öffentlichkeit über die Belastbarkeit und Sicherheit der Gebäude in der Türkei.
Im Kontext der jüngsten Naturkatastrophen wird die türkische Regierung aktiv: Stadtplanungsminister Murat Kurum kündigte an, dass Zehntausende von beschädigten oder zerstörten Gebäuden (über 164.000 insgesamt) abgerissen werden müssen. Der Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat zudem Pläne vorgestellt, die Region innerhalb eines Jahres wieder aufzubauen. Dies geschieht vor dem Hintergrund von Ermittlungen gegen mehr als 160 Verdächtige wegen Baumängeln und Pfusch am Bau.
Erdbebensicherheit und Bauvorschriften
Die türkische Bauordnung steht besonders nach dem Erdbeben in Izmir im Fokus. Seit 1940 gibt es in der Türkei Bauvorschriften, die auf italienischen Standards basieren. Über zehn Überarbeitungen fanden seitdem statt, zuletzt im Jahr 2018, mit dem Ziel, die Bodenbedingungen und deren Einfluss auf Erdbebenschäden zu verbessern. Experten argumentieren, dass erdbebensicheres Bauen zwar möglich ist, jedoch mit hohen Kosten und erheblichem Zeitaufwand verbunden ist.
Im Jahr 2023 erschütterten ein Hauptbeben und mehr als 7.000 Nachbeben den Süden der Türkei sowie den Norden Syriens. Die Auswirkungen waren verheerend: Über 49.000 Menschen starben, und viele werden noch vermisst. Amnesty International berichtete von einer Verschlechterung der Menschenrechtslage in der Region, während Berichte über Folter und Angriffe auf syrische Geflüchtete die Dringlichkeit humanitärer Hilfe verdeutlichen.
Die Erdbebengesetze sind ein bedeutendes Thema, nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern auch wirtschaftlich, insbesondere für Istanbul, das 27% des BIP der Türkei ausmacht. Die Regierung verfolgt das Ziel, potenzielle Schäden, die auf Erdbeben zurückzuführen sind, auf bis zu 50 Milliarden USD zu minimieren. Projekte wie das Istanbul Seismic Risk Mitigation and Emergency Preparedness Project (ISMEP) zielen darauf ab, die Risiken zu mindern und die Bereitschaft auf Notfälle zu erhöhen.
Der aktuelle Stand der Gebäudesicherheit und die Notwendigkeit strengerer Bauvorschriften ist bereits seit längerem ein wichtiges Anliegen der Öffentlichkeit in der Türkei. Nicht nur Immobilieneigentümer, sondern auch potenzielle Käufer legen großen Wert auf die Einhaltung erdbebensicherer Standards. Die Einführung neuer Baunormen, die teilweise auf internationalen Erfahrungen basieren, könnte helfen, zukünftige Tragödien zu verhindern und das Vertrauen in die Sicherheit des Bauens in der Türkei zu stärken.