Ekrem Imamoglu, der Bürgermeister von Istanbul und prominente Oppositionspolitiker, wurde heute Morgen festgenommen. Seine Festnahme erfolgt nur wenige Tage vor seiner geplanten Nominierung als Präsidentschaftskandidat. Imamoglu wird von der Justiz wegen Korruption und vermeintlicher Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK verfolgt. Viele Analysten betrachten ihn als den aussichtsreichsten Herausforderer des amtierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan.
Nach der Festnahme Imamoglus berichteten zahlreiche Nutzer über Einschränkungen bei sozialen Netzwerken und Kommunikationsdiensten in der Türkei. Dienste wie X, Youtube, Instagram, Tiktok, Whatsapp, Signal und Telegram sind nur eingeschränkt verfügbar; viele Benutzer klagen über Drosselungen
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Politische Repression und Razzien
Die Festnahme von Imamoglu geschah im Kontext landesweiter Razzien, die die türkische Polizei in den letzten Tagen durchführte. Diese zielen auf die PKK ab und führten zu zahlreichen Festnahmen, darunter Politiker, Künstler und Journalisten. Laut einem Bericht der prokurdischen Partei Dem bestätigten sich mindestens 29 Festnahmen, während die oppositionelle Zeitung «Cumhuriyet» sogar von 52 Festnahmen berichtete. Innenminister Ali Yerlikaya erklärte, dass in den letzten fünf Tagen 282 PKK-Mitglieder festgenommen und Waffen beschlagnahmt wurden.
Die Razzien erfolgen in einer politisch angespannten Zeit, während die Opposition und Menschenrechtsorganisationen zunehmenden Druck auf die Regierung fühlen. Bürgermeister, die wegen Terrorvorwürfen unter Ermittlungen stehen, wurden oft durch regierungsnahe Zwangsverwalter ersetzt. Die Opposition äußert, dass Friedensbestrebungen in der Türkei belächelt und Verhaftungen gegen Friedensbefürworter an der Tagesordnung sind.
Einschränkungen der Presse- und Meinungsfreiheit
Das Klima der Repression wird auch durch die Einschränkungen der Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei geprägt. Diese ist theoretisch durch Artikel 26 der Verfassung von 1982 garantiert, jedoch de facto stark eingeschränkt. Die Türkei zeigt eine hohe Zahl inhaftierter Journalisten und belegt Platz 165 von 180 in der Pressefreiheits-Rangliste 2023. 2020 waren mindestens 310 Journalisten in der Türkei angeklagt, und die Regierung wird von internationalen Organisationen für ihre Maßnahmen stark kritisiert.
Seit dem gescheiterten Putschversuch im Jahr 2016 kam es zu weiteren massiven Repressionen gegen Journalisten und Medien. Berichterstattung über politische Themen oder Kritik an der Regierung führt häufig zu Festnahmen und Anklagen. Zudem wurden mehrere soziale Netzwerke wiederholt gesperrt, um kritische Berichterstattung zu unterdrücken.
Diese Zusammenhänge machen deutlich, dass mit der Festnahme von Imamoglu nicht nur ein bedeutender politischer Akteur verfolgt wird, sondern dass auch grundlegende Menschenrechte und Freiheiten in der Türkei zunehmend bedroht sind. Kritiker sehen in der aktuellen Entwicklung eine gezielte Strategie der Regierung, um ihre Macht zu festigen und oppositionelle Stimmen zum Schweigen zu bringen.
Für weitere Informationen siehe: Rosenheim24, Bluewin, und Wikipedia.