Am 6. Januar 2025 äußerte der türkische Außenminister Hakan Fidan, dass es „nur eine Frage der Zeit“ sei, bis die kurdisch geführten bewaffneten Gruppen in Syrien beseitigt werden. Diese Warnung steht im Kontext einer zunehmend angespannten politischen Lage in der Region, in der die Türkei die YPG (Volksverteidigungseinheiten), eine Schlüsselkomponente der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), als terroristische Organisation ansieht, die eng mit der PKK (Arbeiterpartei Kurdistans) verbunden ist. Fidan betonte, dass Ankara keine Situation akzeptieren werde, in der die YPG nach dem möglichen Sturz des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad eine Rolle spielen könnte.
Die SDF, die seit ihrer Gründung im Jahr 2014 mit US-amerikanischer Unterstützung gegen den Islamischen Staat (ISIL) kämpft, kontrolliert derzeit etwa ein Drittel des syrischen Territoriums und sichert Gefängnisse und Lager, in denen Tausende von ISIL-Kämpfern und deren Familien untergebracht sind. Trotz der dominierenden kurdischen Führung in der SDF sind die meisten Menschen unter deren Kontrolle Araber, und viele von ihnen fordern eine stärkere Einbindung in die neue syrische Führung in Damaskus. Diese Forderungen spitzen die bereits vorhandenen Spannungen zwischen der Türkei und den kurdischen Kräften weiter zu.
ISIL-Bedrohung und regionale Stabilität
Angesichts der sich verändernden Machtverhältnisse in Syrien warnt Fidan, dass ISIL potenziell wiedererstarken könnte, wenn die politische Lage instabil bleibt und die SDF geschwächt wird. Präsident Recep Tayyip Erdogan hat deutlich gemacht, dass die neuen Machthaber in Syrien entschlossen sind, die YPG zu beseitigen, und fordert deren Entwaffnung.
Ein weiterer Aspekt dieser Situation ist die aggressive Offensive der mit der Türkei verbundenen syrischen Nationalarmee (SNA), die darauf abzielt, die SDF zurückzudrängen. Analysten befürchten, dass dieser Druck die Stabilität in Nordostsyrien gefährden könnte, was wiederum die Bemühungen der USA im Kampf gegen ISIL beeinträchtigen würde. Im Jahr 2024 verzeichnete ISIL nahezu 600 Angriffe in Syrien, was die Besorgnis über eine mögliche humanitäre Krise erhöht, falls aus SDF-geführten Lagern ISIL-Kämpfer entkommen sollten.
US-amerikanische Unterstützung und Zukunft der SDF
Die USA haben über die Jahre eine bedeutende Rolle in der Unterstützung der SDF gespielt und deren Schlüsselrolle im Kampf gegen ISIL anerkannt. Im Kontext eines möglichen Rückzugs der US-Truppen aus Syrien gibt es jedoch wachsende Bedenken, dass die SDF Unterstützung von Iran suchen könnte, was den Konflikt mit der Türkei weiter anheizen würde. U.S. Senatoren haben bereits mit Sanktionen gegen die Türkei gedroht, falls Ankara eine militärische Offensive gegen die SDF durchführt.
Die Furcht, dass ein US-Rückzug die Region destabilisieren und gewonnene Fortschritte gefährden könnte, führt zu weiteren diplomatischen Bemühungen. Vor kurzem vermittelte die Biden-Administration Gespräche zwischen der SDF und der Türkei, um Spannungen in Städten wie Manbij zu reduzieren. Unterdessen signalisierten SDF-Kommandeure Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der türkischen Seite, was jedoch Sicherheitsgarantien gegen mögliche Angriffe erfordert.
Die Zukunft der kurdischen Kräfte in Syrien bleibt ungewiss. Es wird jedoch allgemein anerkannt, dass die SDF als einzige säkulare Kraft in der Region eine potenziell einigende Rolle zwischen verschiedenen Gemeinschaften spielen kann. Wachsende bipartisan Unterstützung in den USA zeugt von der Überzeugung, dass die SDF nicht aufgegeben werden darf, um eine weitere Eskalation des Konflikts zu verhindern und um humanitäre Krisen zu vermeiden.
Die Situation bleibt angespannt, während alle Beteiligten Strategien entwickeln, um mögliche zukünftige Konflikte zu entschärfen und die Region zu stabilisieren. Beobachter weltweit werden die Entwicklungen weiterhin genau verfolgen.