Schwäbisch Hall

Moderne Müller: Vom traditionellen Handwerk zum zukunftsweisenden Beruf

Am Deutschen Mühlentag an Pfingstmontag steht oft die Mühlenromantik im Mittelpunkt. Dennoch verbirgt sich hinter dem Handwerk des Müllers und der Müllerin ein moderner Beruf, der derzeit unter dem Mangel an Nachwuchs leidet. Viele Menschen haben immer noch das traditionelle Bild des Müllers mit der Zipfelmütze vor Augen, der schwere Säcke trägt. Christopher Rubin, Vorsitzender des Baden-Württembergischen Müllerbundes, betont jedoch, dass der Beruf des „Verfahrenstechnologen in der Mühlen- und Getreidewirtschaft“ heute eine moderne Variante des ursprünglichen Berufsbildes ist. Anlässlich des Deutschen Mühlentags hofft Rubin auf mehr Aufmerksamkeit für diesen Beruf, auch wenn die Veranstaltungen oft die romantische Vorstellung des Müllerhandwerks bedienen und weniger den modernen Großbetrieb.

Ein Beispiel dafür ist die Stimpfacher Mühle im Kreis Schwäbisch Hall, die bereits stolze 888 Jahre alt ist. An Pfingstmontag können Besucher zwischen 11 und 17 Uhr die Mühle besichtigen und beim Schausägen erleben, wie Bretter aus einem Baumstamm gesägt werden. Es werden auch Vorführungen zur Wasserkraft angeboten, bei denen erneuerbare Energie mit einer Wasserkraftschnecke erzeugt wird, die dann ins öffentliche Stromnetz eingespeist wird. Die Wasserkraftschnecke dient der Umwandlung von potentieller Energie in mechanische Energie zur Stromerzeugung.

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In Eppingen im Kreis Heilbronn können Besucher von 13 bis 18 Uhr die Raußmühle besichtigen, die ein nagelneues Holzmühlrad präsentiert, das nach historischem Vorbild gefertigt wurde. Das Projekt, initiiert von Frank Dähling und dem Förderverein, stellte ein finanzielles Risiko dar, da keine genauen Baupläne vorhanden waren. Das neue „alte“ Mühlrad kostete rund 20.000 Euro, doch es fehlt noch das Wasser für den Betrieb.

Der Deutsche Mühlentag konzentriert sich weniger auf große industrielle Mühlen, da die strengen Vorschriften es schwierig machen, spontane Einblicke hinter die Kulissen zu gewähren. Christopher Rubin merkt an, dass einerseits die Mühlen im Rampenlicht stehen, aber andererseits fehlt die Möglichkeit, den Beruf in seiner aktuellen Form zu präsentieren. Die Herausforderungen sind vielfältig, mit der zunehmend schwierigen Nachwuchssuche und den steigenden Anforderungen von industriellen Bäckereien. Mehl als Naturprodukt unterliegt Witterungsschwankungen und muss dennoch zu einem genormten, qualitativ hochwertigen Industrieprodukt verarbeitet werden.

Verschärfte Vorschriften im Pflanzenschutz und im Vorratsschutz stellen weitere Hürden dar, um die Qualität des Endprodukts zu gewährleisten. Der moderne Konsument ist ebenfalls anspruchsvoller geworden und erwartet einwandfreie Produkte. Zeiten ändern sich, wie Rubin betont, und die heutige Verbraucheransprüche unterscheiden sich deutlich von früheren Generationen. Der Beruf des Müllers ist somit eine zentrale Schnittstelle zwischen der Natur und der Lebensmittelindustrie und steht vor vielfältigen Herausforderungen.

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Mit einem Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist der freie Redakteur und Journalist Konrad l. Schneider ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft.
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